Antelope Canyon

 

Antelope Canyon
Echte Slot Canyons sind sogar hier im klassischen Land der Canyons nur dünn gesät. Doch gerade im Bereich des Lake Powell gibt es einige. Sie liegen mitunter auf privatem Weideland oder wie der Antelope Canyon in der Indianerreservation. Oft sind sie so unzugänglich, dass man sie erst nach tagelanger Wanderung oder nur mit dem Geländefahrzeug erreicht.
Der Antelope Canyon ist da ganz anders. Der hat sich nicht so versteckt. :-)
Nur wenige Meilen von Page entfernt, ist er der meistbesuchte, meistfotografierte und wohl auch der schönste aller Slot Canyons. Er besteht aus dem oberen Teil, genannt "Crack", und dem unteren Teil, genannt „Corkscrew".
Antelope Canyon EingangDer Antelope Canyon besteht aus dem weit verbreiteten Navajo-Sandstein des mittleren Jura. Die Farbpalette reicht von gelb-orange im oberen Bereich des Canyon über alle Rottöne in den mittleren Lagen bis zu dunkelgrau am Canyonboden. Die Ausformung solcher Slot Canyons beginnt mit der allmählichen Erweiterung feinster Risse in der Gesteinsoberfläche, wobei die Kraft des Wassers besonders an den weicheren, weniger widerstandsfähigen Stellen wirksam wird. Die so entstandenen Löcher werden durch Wasserwirbel immer mehr ausgefräst und in die Tiefe verlegt. Zunächst nur durch enge Passagen verbunden, wachsen sie schließlich zu einem durchgehenden Schlitz zusammen, der 30-40 m Tiefe erreichen kann. Wasser setzt auch heute noch die Aushöhlung des Canyons fort. In mehreren Metern Höhe abgelagerte Holzreste machen deutlich, welche Gewalt die Fluten hier nach Regengüssen erreichen können.
Wenn man Page auf dem HWY98 in Richtung Osten verlässt, kommt bei Milemarker 299 auf der rechten Seite der Parkplatz des Upper Antelope Canyon. Hier bezahlt man bei der Navajofrau, deren Familie im Besitz des umliegenden Landes ist, die Eintrittsgebühr. Für eine weitere Gebühr wird man dann im Pick up zum Eingang des Canyons gebracht. Dies ist der Moment wo ich das Gefühl der Abzocke nicht loswerde. Im Vergleich vom Monument Valley ist der Preis für den Antelope Canyon reichlich überzogen (etwa das vierfache), aber was solls, gesehen haben muss man ihn. Der einstündige Fußmarsch durch das breite, sandige Flussbett des Antelope Creeks ist mittlerweile nicht mehr erlaubt. Schade, denn rechts des Flussbettes liegt ein kurzer, aber vielgewundener Seitencanyon! Nach ca. 3 Meilen versperrt plötzlich eine nahezu senkrechte Felswand das breite Tal. Nur ein schmaler Spalt lässt den Weiterweg erahnen, nicht aber das, was sich dahinter verbirgt.
Man hat dasselbe Gefühl, als würde man eine Kathedrale betreten: die Gespräche verstummen und die Augen müssen sich erst langsam an das gedämpfte Licht gewöhnen. Doch dann ist man überwältigt von der Vielfalt an Formen, die hier das Wasser in Jahrtausenden aus dem weichen Sandstein herausmodelliert hat.
Antelope CanyonAntelope Canyon

 

 

Die Erosion hat abstrakte, nasenartige Vorsprünge, geschwungene Kapitale, herrlich gerundete Vertiefungen und verwundene Gewölbe herausgearbeitet. Hier scheint das Gestein geflossen zu sein, wie ein Wasserstrom mit seinen Wellen, Wirbeln und Wogen plötzlich erstarrt.

 

 

Antelope CanyonAntelope Canyon

 


 

Oft entwickelte das Wasser gar eine fast akribische Symmetrie, als es im Zickzack-Kurs über Jahrtausende hier durchfegte. Es hat sich dabei eine Galerie geschaffen, in der die Besucher wie vor abstrakten Kunstwerken stehen und den Überschwang an Formen kaum fassen können.
 

 

 

Antelope CanyonAntelope Canyon

 

An vielen Stellen kann man mit den Händen die gegenüberliegenden Wände erreichen, so eng ist der Einschnitt. Der Upper Antelope Canyon ist hier sehr hoch, und nur an wenigen Stellen kommt Licht nach unten; mehrfach von den roten Felswänden reflektiert, verleiht es der Katakombe ein magisches Leuchten. Wir fühlen uns an versteinerte Tierköpfe und Fabelwesen erinnert, an teuflische Fratzen und außerirdische Gestalten.
 

 

Antelope CanyonAntelope Canyon

 

Obwohl der Canyon nur etwa 120m lang ist, kann man mehrere Stunden darin verweilen und sich nicht sattsehen. Unerlässlich für eine gute Fotoausbeute ist jedoch strahlendes Sonnenlicht, wobei die beste Fotografier- und Besuchszeit zwischen 10.00 und 14.00 Uhr liegt. Ein Stativ ist notwendig, da oft mit langen Belichtungszeiten gearbeitet werden muss. Blitz ist absolut tabu, denn mit Blitz verblassen die Farben und das magische Leuchten kommt in keinster Weise zur Geltung.


 

Antelope CanyonAntelope CanyonAuch der Lower Antelope Canyon ist mittlerweile leicht zu erkunden. Früher musste man sich um einen Navajo-Führer umsehen, der einem mit Leitern und Seilen half, die schwierigsten Stellen zu überwinden. Heute ist die Begehung des Canyons kein Problem mehr, denn die Navajos haben an den steilen Passagen Fixleitern angebracht. Der Lower Antelope Canyon ist noch enger und somit mehr für Detailaufnahmen geeignet. Wir wollten aber die berühmten Beams im Upper Antelope Canyon sehen. Leider war der Himmel nicht ganz klar, somit blieben die Beams weitesgehend aus. Aber trotzdem sind doch ein paar nette Fotos dabei.

Wichtig:
Man sollte nie für Stunden in den hohlen Gassen verschwinden, ohne nicht ab und zu einen Blick auf das Wetter zu werfen. Bei aufziehenden Gewittern sind Spaltencanyons absolut tabu. Innerhalb kürzester Zeit können sie voll Wasser laufen, das in einer mitunter meterhohen Flutwelle durch das enge Labyrinth rast. Wer die phantastischen Steinskulpturen des Canyons bestaunt, muß sich klar sein, welche Gewalt hinter dem Wasser stand, das sie aus dem Stein herausgefräst hat. 1997 kamen bei einem Gewitter 11 Touristen aus Frankreich im Lower Antelope Canyon ums Leben, weil sie eine Warnung der Navajos ignoriert haben.
Auch muss man in Slot Canyons immer mit Klapperschlangen rechnen, die sich ein kühles Plätzchen suchen. Also Vorsicht und Augen auf.
 

Schaun wir doch mal, ob wir ein schönen Lake Powell Viewpoint finden...