Route 66

Route 66

 

Historic Route 66Route 66
Eigentlich hat uns die Route 66 nie sonderlich interessiert. Den Drang einmal die Route 66 von Ost nach West fahren zu müssen haben wir nie verspürt. Motorrad fahren ist nie unser Ding gewesen und auf einer Harley Davidson möchte ich nur sitzen wenn sie steht. Das die Route 66 keine touristischen Highlights zu bieten hat war mir auch schon lange klar. Somit müsste diese Seite eigentlich schon zu Ende sein. :-))
Aber da wir 2003 recht früh vom Grand Canyon weg kamen und gut in der Zeit lagen, haben wir uns entschieden eine Stunde zu investieren und nach dem Mythos Route 66 zu suchen. Denn etwa eine Stunde reine Fahrzeit muss man für den Umweg Route 66 zwischen Seligman und Kingman im Vergleich zur I40 rechnen.
In den 20er Jahren erkannte man in den USA, dass eine durchgehende Straße in Ost-West-Richtung geschaffen werden musste, um den immer mobiler werdenden Amerikanern das Reisen über große Distanzen zu vereinfachen. 1926 wurden schließlich verschiedene Straßenstücke erstmalig zu einem transkontinentalen US-Highway 66 zusammengefasst
Bis Ende der 50er Jahre war die fast 3.500 km lange Mother Road, die "Main Street Americas", für Hunderttausende nach Westen strebender Amerikaner die Verbindung von Chicago (über St. Louis, Oklahoma City, Amarillo. Albuquerque, Gallup und Flagstaff) bis zur kalifornischen Küstenstadt Santa Monica.
Mitte der 50er Jahre war die Kapazität des Highways erschöpft und eine neue, breitere Verbindung musste her. Mit dem schrittweisen Bau der Interstate 40 wurde die "alte" 66 überflüssig - im Westen wurde Flagstaff 1968 umgangen -  1984 Williams. Viele Roadhouses, Motels und Restaurants waren von heute auf morgen vom Verkehr abgeschnitten und machten dicht. Heute erinnern ihre Betonfundamente und Ruinen an vergangene geschäftige Zeiten.
Bei Seligman verließen wir also die I40 und bogen auf die Historic Route 66 ein.
Das Stück zwischen Kingman und Seligman ist das am besten erhaltene der Route 66.
Seligman selbst ist ein kleines Nest mit knapp 1000 Einwohnern, das 1886 als Verkehrsstation der Santa Fe Railroad gegründet wurde.
In Seligman wartet das erste Highlight der Historic Route 66. Schon weit vor der Stadt weist ein Schild auf den "Birthplace of Route 66" hin. Dieses Attribut erhielt der Wüstenort durch das den Barbier Angel Delgadillo, der bis heute nicht müde wird, alles zu unternehmen, um Amerikas berühmteste Straße nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Angel Delgadillo lebt hier mit seiner Frau Wilma und betreibt seit dem 22. Mai 1950 den Barbershop.

Angel Delgadillos ShopAngel Delgadillo Barber Shop

 

 

 

 

 

 

 

 

Angel DelgadilloDer Shop bietet ein lustiges Bild. Der uralte Friseurstuhl, inmitten des mit hunderten von Visitenkarten tapezierten Raumes. Auch ein gut sortierter Souviniershop gehört zum Friseurladen. Der Souviniershop wird von seiner Frau Wilma betrieben.
Fernsehteams aus aller Welt, von Deutschland über Japan bis Neuseeland, haben schon über Angels Barber Shop berichtet. Auch der Sender VOX hat hier schon eine VOXTOURS Sendung gedreht.
Angel Delgadillos Souviniershop

 

 

 

 

 

 

 

Seligman Route 66Angel Delgadillo ist nicht nur der Friseur des Ortes, sondern auch der erste Präsident der Route 66 Association von Arizona. Am 18. Februar 1987 wurde der Verein gegründet und Angel zu seinem Vorsitzenden gewählt.
Bis heute ist es Ziel der Vereinigung, die Route 66 zu erhalten, wieder ins Leben zu rufen und in das Bewusstsein der jüngeren Generation zu bringen. Natürlich spielen nicht nur persönliche Emotionen mit, sondern auch wirtschaftliche Aspekte, denn eine wieder befahrene Straße verspricht gute Geschäfte.
Angel erzählt gerne etwas über sich und den alten Highway: "Früher herrschte hier soviel Verkehr, dass die Fußgänger Mühe hatten, die Straße zu überqueren. Als dann am 22. September 1978 das letzte Teilstück des neuen Interstate eröffnet wurde, brach der Verkehr von einer Stunde auf die andere ab. Unser Ort wurde vom Leben abgenabelt."
Bei diesen Worten klingt Wehmut mit und man kann es verstehen, wenn man sieht wie wenig im Vergleich zu der von Angel beschriebenen Zeit heute hier los ist.
Aber der Mythos Route 66 wird so schnell nicht sterben. Die Route 66 wurde verfilmt, John Steinbecks "Früchte des Zorns" spielt an diesem Highway, und besungen. Die Rolling Stones und Nat King Cole (sogar schon 1950)  besangen ihn in ihrem Song "Get your Kicks on Route 66".
Landschaftlich ist die Strecke nicht besonders interessant, sondern führt uns die ganze Zeit über eine hochplateauähnliche Ebene, immer parallel zur doppelgleisigen Eisenbahnstrecke. Hier kann man die superlangen Züge der Santa Fe Railway bewundern. Über zig Meilen fährt man parallel zu den Ungetümen mit 3 Loks und über 100 Waggons.

Santa Fe RailwaySanta Fe Railroad

 

 

 

 

 

 

 

24 Meilen hinter Seligman kann man an den Grand Canyon Caverns eine Rast einlegen, deren Höhleneingänge schon von weitem durch große Schilder angekündigt werden. Ein kurzer Weg führt von der Route 66 nach rechts, an einem Campingplatz vorbei, bis man vor dem grausig-schönen Pappmache-Dinosaurier steht, der den Eingang zu den Höhlen flankiert. Zum Höhlensystem geht es etwa 65 m mit dem Aufzug hinab. Unten erwarten einen einige tiefe Gänge mit bizarrer Formenvielfalt. Seit 5 Mio Jahren sind die “Grand Canyon-Höhlen” ohne Wasser. Ihre Entdeckung glückte durch Zufall einem jungen Holzarbeiter namens Walter Peck, der 1927 in einen kleinen Erdspalt hinabstieg, weil er dort Gold vermutete. Also ich denke man muss hier nicht wirklich anhalten, aber wers mag.

Hackberry General StoreHackberry Museum

 

 

 

 

 

 

 

Route 66Hackberry General Store

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hackberry General Store

 

 

"Hackberry General Store" ist der nächste Halt. Aus einem unterhaltsamen Gemischtwarenladen des "Mr. Roy (Bob) Waldmire" entstand ein Route 66 Museum. Museum ist etwas zu viel gesagt. Es ist ein Store der komplett zugekleistert ist, mit Dingen die zur Route 66 gehören. Sogar die Toilette ist voller Route 66 Utensilien. Der Store ist gleichzeitig ein Route 66 Visitor Center und der Besitzer super nett. Ähnlich wie Angel erzählt er gerne und da ich nicht weiß wie er heißt haben wir ihn einfach Hackberry genannt. Vor den Store ist eine alte Tankstelle und auch alte Autos wie diese 69'er Corvette Stingray stehen dort umher. Natürlich treffen wir hier wie es sich gehört auch eine Gruppe Harleyfahrer.

 

 

Hackberry General StoreHackberry

 

 

 

 

 

 

 

 

Routte 66Nach kurzem Stop geht es weiter Richtung Kingman.
Insgesamt vermittelt der Bereich zwischen Seligman und Kingman einen guten Eindruck von der Realität der Route 66 heute. Außer herausgeputzten Schildern, dem einen oder anderen restaurierten Fast Food Schuppen im Stil der 50er Jahre und abgewetzten und deshalb schon wieder reizvollen Saloons hier und dort kennzeichnet immer mehr Verfall die alte Hauptstraße. Ausnahmen natürlich Angel und Hackberry.
Der gesamte Verlauf der Route 66 ist heute im Verwirrspiel der Highways, Freeways, Landstraßen und Interstates kaum noch auszumachen.
 


Fazit: Schön Angel und Hackberry mal kennengelernt zu haben, aber den Mythos Route 66 haben wir nicht entdeckt.

Ein Klick weiter gibt es Trucks ohne Ende...