Vietnam ist das Ziel auf das wir uns am meisten gefreut haben. Klar gibt es inzwischen von vielen Anbietern Vietnam Rundreisen, aber irgendwie ist es doch noch etwas Besonderes dieses Land zu bereisen. Seit der Wiedervereinigung von Nordvietnam und Südvietnam im Jahre 1976 steht die gemeinsame sozialistische Republik im Einparteiensystem unter der Führung des Premierministers der KPV. Das merkt man unterwegs im Land an vielen Stellen. Besonders auffällig die Propagandaplakate wie man sie von früher aus der DDR, der UDSSR oder aus Kuba kennt. Aber ich will ja nicht zu weit vorgreifen.
Die Frage war wie bekommen wir an einem Tag möglichst viel von Vietnam zu sehen? Die TUI-Cruises Ausflüge beinhalteten entweder Ho-Chi-Minh-Stadt oder das Mekong Delta. Wir wollten aber gerne beides sehen. Aber einen privaten Ausflug in Vietnam? Ob wir das wirklich wollen? Hmm bei einem Einheimischen Anbieter eher nicht. Beim durchforsten einiger Kreuzfahrtforen bin ich schließlich auf den deutschen Ralf Dittko gestoßen, der seit 22 Jahren in Vietnam lebt, dort verheiratet ist und zusammen mit einem Partner die Reiseagentur HanoiKultour betreibt. Sowohl die Beschreibungen in den Foren, als auch die Bewertungen im Internet sind durchweg positiv, also starte ich eine Mailanfrage. Die Antwort ist sehr nett und umfangreich. Die Tour beinhaltet sowohl das Mekong Delta als auch Saigon bzw. Ho-Chi-Minh-Stadt. Preislich ist die Tour nur unwesentlich teurer als die TUI-Cruises Touren die nur eines von beidem beinhalten. Ralf hat noch Plätze frei, also überlegen wir nicht lange und buchen die 12 Stunden Tour bei Ralf. Die Mein Schiff legt um 6:00 Uhr an und wir werden im Hafen bereits erwartet. Ralf Dittko hat bereits angekündigt, dass Herr Dong uns in Empfang nehmen wird. Ralf selber hätte den Hafen nur gegen eine hohe Zahlung betreten dürfen. Die Korruption lässt grüßen. Recht schnell sind alle da und wir kommen schnell aus dem Hafen hinaus. Kurz dahinter hält der Bus und Ralf steigt ein. Ein großes HALLO und Ralf erklärt uns zunächst noch einmal den weiteren Tagesablauf.
Wir fahren zunächst ins Mekong Delta. Die Fahrt dorthin geht durch die Provinz Long An, der Reiskammer Vietnams. Links und rechts von der Straße fast nichts anderes als Reisfelder. Sehr skurril finde ich die Gräber mitten auf den Feldern. Ralf erklärt uns, dass die Knochen nach drei Jahren wieder ausgegraben werden, um sie an einem anderen Ort zu bestatten.
Nach ca. 80km und eineinhalb Stunden haben wir My Tho die Provinzhauptstadt der Provinz Tien Giang im Mekong-Delta im Süden Vietnams erreicht. My Tho hat nicht besonders viele Sehenswürdigkeiten zu bieten, ist aber zum erkunden des Mekong-Deltas der ideale Ausgangsort. My Tho wurde im 17. Jahrhundert gegründet und machte sich rasch als Handelsort mit Kambodscha einen Namen. Auch heute ist der Handel eine wichtige Einnahmequelle der Bewohner von My Tho. Außerdem war die Verbindung Saigon - My Tho die erste Eisenbahnstrecke in ganz Indochina.
Wir fahren direkt zur Anlegestelle von der die Boote zu den Touren durch das Mekong-Delta starten. Ralf hat alles bestens organisiert. Das Boot steht schon bereit und an Bord werden wir mit einem Erfrischungsgetränk empfangen. Nachdem Ralf den Verlauf der Bootstour erklärt hat fahren wir los, den Mekong hinab. Ralf erzählt uns, dass der Mekong auf dem Tibet-Plateaus entspringt. Von dort fließt er durch sechs verschiedene Länder bevor er sich nach über 4500km im Mekong-Delta ins Südchinesische Meer ergießt.
In vielen der Länder die er durchfließt ist der Mekong mehr als ein Fluss, er ist die Lebensader des Landes. Der Mekong bietet vielen Menschen Arbeit, er gibt Nahrung durch die Fische, sein Wasser wird sogar zum Trinken verwendet. Eigentlich unvorstellbar wenn man die Brühe hier sieht. Die Anwohner nutzen das Wasser zum bewässern der Reispflanzen. Sie bauen sich Hausboote und leben sogar auf dem Mekong. Entsprechend wird das Wasser auch zum waschen und zum Toilettengang benutzt. Leider dient er auch immer noch als Müllkippe. Bei dieser Nutzungsvielfalt trifft der Namen „Mutter aller Flüsse“ wohl bei kaum einem Fluss besser zu als beim Mekong. Der Mekong zählt mit 1300 Fischarten, Reptilien- und Vogelarten zu den fünf artenreichsten Flüssen der Welt. Mit seinen 4500km zählt der Mekong auch zu den 10 längsten Flüssen der Welt.
Nachdem wir zahlreiche Hausboote aus Blech und Häuser auf Stelzen passiert haben, steuern wir eine der zahlreichen bewohnten Flussinseln an.
Ralf führt uns entlang der "Dorfstraße". Es handelt sich um einen schmalen Weg. Die Häuser sind klein aber aus Stein und gut gepflegt. Hier wohnen sicher nicht die allerärmsten Mekong-Delta Bewohner. Die Gärten sind voller frischem Obst, jeder versorgt sich selbst so gut er kann. Die Toten werden in mehr oder weniger prunkvollen Gräbern im eigenen Garten gegraben. Der Rundgang ist kurz aber interessant.
Zurück im Boot fahren wir weiter, bis wir in einen schmalen Seitenarm des Mekongs einbiegen. Sehr vorsichtig lenkt der Kapitän das Boot in den Seitenarm hinein. Es herrscht Niedrigwasser und die Gefahr, dass wir aufsetzen ist durchaus vorhanden. An der Einfahrt zum Seitenarm wird die Fahrrinne gerade von einem "Bauschiff" ausgebaggert. Natürlich mit Muskelkraft.
Die Fahrt durch den Seitenarm ist sehr interessant. Wir müssen sehr oft die Köpfe einziehen, denn die meterhohen Wasserkokospalmen schlagen regelrecht in das Boot hinein. Fotografieren wird zum Abenteuer. Rausschauen ob kein Ast kommt, schnell fotografieren und den Kopf wieder in Sicherheit bringen.
Nach kurzer Zeit erreichen wir ein Restaurant in einem tropischen Obstgarten, dass genau auf diese Bootstouren eingestellt ist.
Ralf hat alles bestens organisiert. Wir haben wenig Zeit, aber als wir den für uns reservierten Bereich erreichen ist bereits alles dort. Ralf hat für uns Tee mit Honig und Kumquat, sowie frisches Obst und ein paar sehr exotisch aussehende lokale Spezialitäten organisiert. Für unsere Gaumen sind das sehr außergewöhnliche Spezialitäten bei, aber allesamt durchaus schmackhaft. Untermalt wird der kurze Stopp von einheimischer Musik.
Der Stopp ist kurz und wir machen uns schnell wieder auf den Weg. Wir gehen durch die großzügige Anlage voller Pomelos, Papayas, Bananen und vieles mehr; der reinste Garten Eden.
Nach kurzer Zeit kommen wir zur Dorfstraße, wo typisch vietnamesische Pferdekutschen bereits auf uns warten. Mit jeweils vier Personen bestückt bringen uns die Kutschen quer über die Flussinsel zum kleinen Vam Chua Kanal.
Dort steigen wir um in kleine Ruderboote und lassen uns durch den Kanal schippern. Auf jedem Boot steht ein Bootsführer ähnlich der Gondoliere in Venedig. Der Bootsführer muss ein sehr gutes Gleichgewichtsgefühl haben. An einigen Stellen ist der Kanal so schmal, dass die entgegenkommenden Boote warten müssen.
Der Kanal ist dachartig komplett mit Wasserkokospalmen überspannt. Es macht Spaß durch den Kanal geschippert zu werden. Am Ende des Kanals wartet unser Ausflugsboot bereits wieder auf uns. Der Bootsführer legt an dem kleinen Steg neben dem Ausflugsboot an. Ralf wartet bereits am Steg und hilft jedem aus dem schmalen und doch sehr wackeligen Ruderboot.
Unser nächstes Ziel ist das malerisch direkt am Fluss gelegene Mien Tay River Side Restaurant. Ralf hat bereits ein einfaches landestypisches Essen vorbestellt, aber es blieb noch etwas Zeit bis es fertig ist, somit hatten wir noch etwas Zeit uns die Anlage mit ihren vielen Pflanzen und Blumen in Ruhe anzusehen. Puh nun haben wir aber Durst. Mit einem Getränk kommen wir bei der Luftfeuchtigkeit nicht weit, aber kein Problem. Die Verpflegung mit Getränken klappt tadellos. Da hat der Ralf für uns ein schönes Restaurant ausgesucht. Wir erleben eine sehr entspannte Pause an einem schönen Fleckchen des Mekong Rivers.
Nach der Pause fahren wir zurück zu dem Anleger wo unsere Tour begann. Wir genießen noch einmal den Blick von Mekong River auf My Tho. Zurück an Land steigen wir wieder in den Bus und machen uns zügig auf den Weg nach Saigon oder offiziell Ho-Chi-Minh-Stadt.
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