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Alice Springs - West MacDonnell National Park

 

Mt. ConnerVom Kings Canyon kommend, passieren wir zunächst den Mt. Conner. Aus der Entfernung könnte man denken das ist der ....Ayers Rock, aber nein der sieht doch nun wirklich ganz anders aus. Über den Stuart Highway erreichen wir Alice Springs.
Alice Springs wird von den Einheimischen liebevoll The Alice genannt. Da es fast im geographischen Zentrum des Kontinents liegt, wird es auch als das "rote" Herz" Australiens bezeichnet. In der Tat bestimmen Rottöne die Landschaft rings um Alice, wo es im Sommer so heiß ist, dass jegliches Leben verdorrt, wenn es nicht besonders geschützt wird. Aber jede Regel hat ihre Ausnahme, denn als wir in Alice waren, war von Dürre nichts zu sehen. Der viele Regen vor zwei Wochen hat dafür gesorgt, dass es im Red Center zu grünen begann. Zum ersten Mal seit 1989. Die jährliche Regenmenge liegt durchschnittlich bei nur 250mm.
Die Stadt liegt in 600 m Höhe auf halber Strecke zwischen Adelaide und Darwin. In beide Richtungen sind es ca. 1600km.
Alice Springs1871 gelangte der Landvermesser William Mills auf der Suche nach dem geeignetsten Durchlass und der besten Route für den Verlauf einer geplanten Telegrafenverbindung nach Port Darwin in die Gegend der Mac Donnells Ranges. Er fand den heute als Heavitree Gap bezeichneten Felseinschnitt. Nahe einem meist trockenen Fluss, den er nach seinem Vorgesetzten, dem südaustralischen Generalpostmeister Charles Todd, benannte, fand er eine Quelle, der er den Namen von Todds Frau verlieh: Alice Springs.
Alice wurde dann 1872 gegründet, als man die Telegrafenleitung von Adelaide nach Darwin verlegte und diente als Versorgungszentrum. Die alte Telegrafenstation liegt etwa 3km nördlich von Alice, im gleichnamigen Naturpark, am linken Flussufer. Man kann sie in einem Spaziergang von ca. einer halben Stunde am meist ausgetrockneten Todd River entlang erreichen. Als eine von zwölf ähnlichen Stationen auf dem Weg von Adelaide nach Darwin wurde sie 1872 fertiggestellt. Von Darwin gab es eine Seekabelverbindung nach Batavia, dem heutigen Djakarta. Weitere Stationen waren Singapur, Bombay, Aden, Malta, Gibraltar und schließlich London.
Die Sehenswürdigkeiten von Alice Springs sind gut auf einem Spaziergang zu erkunden, da die Stadt sehr übersichtlich angelegt ist. Sehenswürdigkeiten ist gut, mir fällt ehrlich gesagt nicht viel ein. Die Gebäude, die im Reiseführer stehen hauen uns nicht um. Aber mal sehen wie Alice von oben aussieht. Von Anzac Hill am Ende von Railway, nördlich des Zentrums, Terrace haben wir einen schönen Überblick über die Stadt und die sich im Süden anschließenden MacDonnell Ranges. Man kann mit dem Wagen zur Aussichtsplattform fahren oder den kurzen, stellenweise holprigen Fußweg von Wills Terrace aus nehmen. Oben sind auf einer großen Tafel markante Landschaften und Bergketten der Umgebung festgehalten.

Alice Springs Panorama

 

Roadtrains in Alice Springs

 


Von hier sieht man auch den Bahnhof von Alice Springs, der seine Existenzberechtigung neben diversen Güterzügen durch den mehrmals wöchentlich einlaufenden “The Ghan” erlangt - ein wichtiges, mehrfach im lokalen Radio angekündigtes Ereignis. Immerhin, hier ist die Endstation einer langen Reise. Güter werden auf die bis zu 50 Meter langen Roadtrains umgeladen, die dann, ohne hier im Territory durch Geschwindigkeits- oder Arbeitszeitbeschränkungen gebremst zu werden, Richtung Darwin dröhnen.

 


Roadtrain in Alice Springs

 

Hier in Alice Springs ist auch eine sehr gute Gelegenheit diese Monster mal aus der Nähe zu betrachten. Diese Kolosse haben bis zu drei Hänger und sind über 50m lang, also sozusagen drei ausgewachsene europäische Sattelschlepper hintereinander! Sie zu überholen braucht viel Platz. Oft fahren sie allerdings schneller als man selbst. Wenn man ein solches Ungeheuer aus der Ferne herandonnern sieht, tut man gut daran, links an die Seite zu fahren, denn wenn der mit 80 Sachen an einem vorbeibrettert, ist das sehr unangenehm. Aber schön sind sie schon, oder?

 


Roadtrain - Stuart HighwayDas Gebiet um Alice Springs war ursprünglich das Stammesgebiet der Aruntas, Gurindgi und Pitjantjara. Die Nachkommen dieser Stämme leben heute in Alice Springs, wo sie morgens um 9 Uhr vor den Spirituosenläden (bottle shops) stehen, um sich den "Stoff" für den Tag zu besorgen. Verwahrlost hocken sie in Parks oder Straßen, betteln um Geld oder bitten die Passanten, ihnen im nächsten Getränkeladen Alkohol zu kaufen. In keiner anderen Stadt sind uns die Probleme der einstigen Herrn des Kontinents so aufgefallen wie hier. Dieser Anblick ist sehr schade, zumal die „Eroberer“ großen Anteil daran haben.
Unser nächstes Ziel ist jetzt die Royal Flying Doctor Base. Hier ruht sich niemand auf dem Image einer erfolgreichen Pionierarbeit aus. Vor unseren Augen werden Funkkontakte zu Rinderfarmen und entfernten Siedlungen hergestellt: Ein Krankheitsfall in einem Aborigine-Dorf. Die Telefonistin drückt Tasten, gibt Lokalität und Krankheitssymptome durch. Keine 30 Minuten später ist der Doktor in der Luft. Bei kaum einer anderen australischen Institution werden selbst heute noch die besonderen Belange des Outbacks so deutlich wie hier.
Roadtrain - Stuart HighwayDabei geht es längst nicht immer so dramatisch zu wie in der weltweit ausgestrahlten Fernsehserie über die Flying Doctors. Dem RFDS nutzt jedoch der TV-Ruhm: Seine Stationen sind seither Besuchermagneten. Die bescheidenen Eintrittsgelder bringen schließlich auch ein paar hunderttausend Dollar in die chronisch leeren Kassen.
Ein Beinbruch oder eine simple Erkältung konnte früher in der Isolation des Outbacks das sichere Todesurteil sein. Im Jahr 1928, als sich in Australien das Flugzeug endgültig durchsetzte, hatte der Geistliche John Flynn eine großartige Idee. Damals flog der australische Pilot Bernd Hinkler als erster allein von England nach Australien; Charles Edward Kingford Smith, Australiens wichtigster Flugpionier, überquerte mit drei Kollegen den Pazifik, und zwei Buschpiloten gründeten im Outback von Queensland ihren »Queensland and Northern Territory Aerial Service«, kurz Qantas. Flynn unterbreitete ihnen seine Idee von einem »Royal Flying Doctor Service« (RFDS), und 1928 flogen die ersten Ärzte aus.
Roadtrain - AustraliaDie einsamen Farmen oder Aborigines-Siedlungen riefen sie im Notfall per Funk; um den Strom der Geräte per Dynamo zu erzeugen, musste immer ein Familienmitglied kräftig in die Pedale treten. Heute erübrigen Satellitentelefone oder moderne Geräte diese Aufgabe. Inzwischen unterhalten die fliegenden Doktoren 14 Stationen im ganzen Land, damit gibt es keinen Flecken in Australien, der nicht in maximal zwei Flugstunden erreichbar wäre. Die modernen Maschinen sind so ausgestattet, dass schon in der Luft die medizinische Behandlung beginnen kann, wenn dies notwendig ist. In den meisten Fällen heben die Ärzte, Krankenpfleger und Piloten allerdings zu routinemäßigen Touren durch ihr riesiges »Wartezimmer« zu den Sprechstunden im Outback ab. Akute, aber leichtere Fälle werden oft per Funk diagnostiziert. Dann empfiehlt der Arzt eine

 

Medizin aus den im Outback immer gleichartigen Arzneikisten, in denen alle Medikamente durchnummeriert sind.
Interessant ist in dem Zusammenhang auch noch das größte Klassenzimmer der Welt, das Gebäude der School of the Air. Es befindet sich außerhalb des Zentrums. Ein Abstecher dorthin lässt sich mit einem Besuch der Old Telegraph Station verbinden. Speziell geschulten Pädagogen bringen via Sender und Empfänger den Kindern im Outback das Lesen, Schreiben und einiges mehr bei. Viele der insgesamt 26 australischen Schulfunk-Stationen können besichtigt werden. Von Alice Springs werden 100-150 Kinder unterrichtet.
Zum Schluss noch eine etwas verrückte Alice Springs Story:
Anfang Oktober erlebt Alice Springs das vermutlich eigenwilligste Bootsrennen der Welt, die Henley-on-Todd-Regatta. Die Boote, die hier an den Start gehen, sind bodenlos, und die Crews laufen auf dem feinsandigen  trockenen Flussbett, wenn der Startschuss fällt, mit ihrem möglichst leicht gebauten “Booten” dem Ziel entgegen. Nur einmal, so heißt es, sei die Regatta wegen Regens ins Wasser gefallen.

 

MacDonnell RangesUns zieht es jetzt raus aus Alice in den West MacDonnell National Park. Die MacDonnell Ranges, eine rauhe Gebirgskette aus hohen, parallel verlaufenden Bergrücken und steilen, roten Kämmen, die östlich und westlich von Alice Springs über 400 km die riesige Zentralebene durchziehen, sind geradezu der Inbegriff des ariden Teils von Australien. Die Gebirgskette vulkanischen Ursprungs war vor 400 Millionen Jahren noch über 3000 m hoch. Wind und Regen trugen jedoch Meter für Meter ab und ließen sie auf ihre heutige Höhe von 1510m schrumpfen. Die westlichen MacDonnells mit dem West MacDonnell National Park stehen in der Besuchergunst ganz oben. Landschaftlich nicht zu Unrecht, was sich allerdings während der Hauptreisezeit in größeren Besucherzahlen niederschlägt. Einsamkeit Suchende werden sich dem Osten zuwenden, den historischen Goldfeldern von Arltunga, und jene mit Geländewagen gar der fernen Ruby Gap.


West MacDonnell National Park

Wir wollen die Landschaft genießen und deshalb entscheiden wir uns wie gesagt für den Westen. Die in mehreren Kammlinien wie Wellen hintereinander gelagerten Bergketten sind rot und überwiegend kahl. In den Tälern jedoch gibt es immer wieder kleine Oasen mit ausladenden Eukalyptusbäumen - Refugien für Vogelschwärme, Wallabies und Eidechsen. Alle Schluchten haben meist kürzere Wanderwege, ein auch für Radfahrer ausgebauter Weg beginnt unmittelbar am Stadtrand von Alice Springs und endet am Simpson's Gap. Als Wanderroute führt der Weg noch rund 100 km weiter.

Simpson's Gap - West MacDonnell National Park


 

Der West MacDonnell National Park beginnt bereits 15km außerhalb der Stadt an Simpson's Gap, wo der Roe Creek sich ein Bett geschaffen hat. Er ist meist ausgetrocknet, aber in der Schlucht bleibt ein kleiner See stehen, der vielen Tieren, von Rock-Wallabies über Goannas bis zu Gelbhaubenkakadus, als Tränke dient. In der spektakulär engen, 80 m hohen Schlucht erreicht die Sonne nur mittags den Boden, dann glühen die turmhohen Quarzitwände in leuchtenden Rottönen.

 

 


Simpson's Gap

Die über 400 Pflanzenarten in diesem Gebiet haben sich über Jahrhunderte bestens an ihre aride Umgebung angepasst. Am Creek stehen hohe Fluss-Eukalypten, Geisterbäume auf den Kämmen, Roter Mallee, Akaziengewächse, eine Malvenart mit blass-rosa Blüten, und und und ... sieht man auch an den ausgetrockneten Wasserläufen.
Die meisten Tierarten in diesem ariden Klima sind nachtaktiv und somit für den Menschen selten zu sehen. Aber wir haben Glück und sehen einige Bergkängurus und Schwarzfuß-Felsenkängurus. Auch jede Menge Vögel wie Wellensittiche, Zebrafinken, Rotschopftauben, Schmuckspinte, Ringsittiche, Schwalbenmistelesser oder Türkisstaffelschwänze lassen sich hier beobachten.
Simpson's Gap - MacDonnell Ranges

 

Von hieraus geht der Weg zu vielen Durchbrüchen und auch zu der alten, 1877 von deutschen Lutheranern gegründeten Aborigines-Mission Hermannsburg, die zu besichtigen ist. An Heien Gorge endet die asphaltierte Straße, auf der anschließenden Piste kann man via Mereenie Loop zum Kings Canyon gelangen. Auf dieser Strecke ist auch das Palm Valley zu erreichen, wo archaische Palmenarten überraschen, die mitten in der Wüste gedeihen. So weit geht es für uns nicht mehr, wir müssen zurück, denn es geht weiter nach Richtung Norden.
 

Letzter Inlandsflug nach Dawin...