Bright Angel Trail- Plateau Point

Grand Canyon - Bright Angel Trail - Plateau Point

Bright Angel Trail
Canyon Day HikingBei jedem unserer Besuche am Grand Canyon zog mich die Tiefe der Schlucht magisch an, ich mußte dort hinunter. Dabei waren die deutsch, französisch und sogar japanisch zu lesenden Warnungen des Nationalparks wenig ermunternd: “Lebensgefährlich! Unternehmen Sie keine Wanderung vom Canyonrand zum Colorado-Fluß und wieder hinauf innerhalb eines Tages! Viele Wanderer, die eine solche Tour versucht haben, erlitten schwere gesundheitliche Folgen oder starben.”
Hmm, nicht sehr ermutigend. Aber schon 1998 war mir klar, wenn wir das nächste Mal hier am Grand Canyon sind, haben wir soviel Zeit eingeplant, um eine Wanderung in den Canyon zu unternehmen.
Bevor wir uns für eine Wanderung entschieden haben, bedurfte es ein wenig Vorbereitung. Wobei ich im wesentlichem die geistige Vorbereitung meine. Man muss sich im klaren sein, dass es sich nicht um einen Spaziergang handelt, sondern um eine anstrengende Wanderung. Das Problem im Vergleich zu einer normalen Bergwanderung ist, dass der weitaus anstrengendste Teil am Rückweg ansteht, wo die Kräfte sowieso schon nachlassen. Erschöpfung, Unterkühlung im Winter und bei Regen, Wassermangel und die große Sommerhitze im Inneren der Schlucht sind somit die Hauptunfallursachen. Deshalb ist es besonders wichtig sich selbst richtig einzuschätzen. Jeder Grand-Canyon-Wanderer sollte in ausgezeichneter körperlicher Verfassung sein. Wanderungen bis zum Colorado hinab und wieder hinauf erfordern eine sehr gute Kondition. In ausgezeichneter Verfassung heißt vor allen Dingen auch gesund. Ein Virus und der Körper reagiert total anders. Auch wenn dieser schon eine Weile zurückliegt.
Tiere im Grand CanyonDie Temperaturen im Inner Canyon können im Sommer nahezu 50 °C im Schatten, den es kaum gibt, erreichen. Bodentemperaturen von über 80 °C (!) wurden schon gemessen. Die extreme Sonnenbestrahlung führt in weniger schlimmen Fällen zu Erschöpfungszuständen, die sich in blasser Gesichtsfarbe, kühler feuchter Haut, Kopfschmerzen und Krämpfen äußern. Behandlung: Schatten aufsuchen. Wasser trinken, Körper kühlen und ausruhen. Wesentlich schlimmer ist ein Hitzschlag, der sich durch glühend rotes Gesicht, trockene Haut und schnellen, kaum fühlbaren Puls, teilweise sogar Bewusstlosigkeit äußert. In diesen Fällen besteht akute Lebensgefahr. Erste Hilfe durch Aufsuchen von Schatten und Kühlung des Körpers. Unbedingt sofort Hilfe holen.

Tiere auf dem Bgriht Angel TrailWichtig ist es sich selbst ständig zu beobachten, Kraftreserven solltet ihr etwas geringer einschätzen, als sie eigentlich anseht. Bergungsaktionen kosten mehrere Tausend Dollar. Einfach losgehen und wenn man kaputt ist unten übernachten, ist nicht. Man benötigt ein Permit.
Da nur eine beschränkte Anzahl von Wanderern im Canyon übernachten darf, ist rechtzeitiges Beantragen eines Permits unbedingt nötig. Das Permit bekommt man im Backcountry Reservation Office, am Parkplatz beim Camper Village gelegen, kann nur persönlich oder schriftlich beantragt werden nicht telefonisch. Reservierungen kann man ab Oktober für das folgende Jahr vornehmen. Hier die Infos
So, nun aber genug Bange gemacht. Natürlich kann man die Tour in den Grand Canyon machen, man muss halt nur wissen was auf einen zukommt. Nachdem wir uns vor dem Urlaub mit dem Thema auseinander gesetzt haben, stand für uns von Anfang an fest, wir werden gehen. Nur welchen Weg?
Der 11.4 km lange South Kaibab Trail bietet sich für eine Rundwanderung an, um in den Canyon hinabzuwandern und den nicht so steilen und mit Wasserstellen versehenen Bright Angel Trail wieder hinaufzusteigen. Der Kaibab Trail hat keinerlei Wasserstellen, keinen Zeltplatz und ist extrem arm an Schatten. Der Aufstieg über diesen Trail ist ausgesprochen anstrengend.
Wenn wir uns sicher gewesen wären, dass wir ganz runter gehen, hätten wir diese Variante gewählt. Ela war sich aber nicht sicher wie weit sie kommt. Sie wollte es auf sich zukommen lassen und von Stop zu Stop entscheiden, je nach dem wie weit die Kräfte reichen. Ich wollte unbedingt zum Plateau Point. Bei diesen Voraussetzungen bot sich der Bright Angel Trail geradezu an. Bgriht Angel Trail
Dieser 15 km lange Weg ist zwar etwas länger als der South Kaibab Trail, ist dafür aber nicht so steil. Der heute jährlich von vielen Canyongängern besuchte Bright Angel Trail geht ursprünglich auf einen Maultierpfad zurück, auf dem unter unbeschreiblichen Anstrengungen das Erz nach oben gebracht wurde. Zum ausgehenden 19. Jahrhundert erwies es sich dann als immer lukrativer, statt Erz gehfaule Besucher zu transportieren. Und den Maultieren war es wahrscheinlich egal, ob man ihnen einen Kupfersack oder einen dicken Touristen auflud. Auch heute erfreuen sich diese ein- bis zweitägigen »mule trips« noch großer Beliebtheit, zumindest bei den weniger sportlichen Abenteurern.
Achtung auch hier gilt wie bei der Phantom Ranch, die Touren sind langfristig im voraus ausgebucht. Vor Ort hat man keine Chance mehr auf eine Tour.


Bgriht Angel TrailUm der größten Hitze so lange wie möglich zu entgehen, beginnen wir unsere Tour um 7:00 Uhr morgens. Im Rucksack vier Liter Wasser, Bananen und Salzgebäck.
Wichtig dieses Wasser unbedingt trinken, da der Körper Ersatz für die durch Schwitzen verbrauchte Flüssigkeit benötigt. Salz und Mineralien müssen ebenfalls dem Körper wieder zugeführt werden. Empfehlenswert: Elektrolyte-Pulver, das man dem Trinkwasser beimischen kann. Die Verpflegung sollte kalorienreich und leicht verdaulich sein. Einige Päckchen Traubenzucker helfen rasch bei Erschöpfungszuständen. Da der Bright Angel Trail 3x die Möglichkeit bietet Wasser nachzufüllen, reichen zwei Liter pro Person. Auf anderen Trail muss es im Sommer mindestens das doppelte sein!
Bgriht Angel Trail

 

Wir waren also entsprechend gerüstet, um der Schlucht auf den Grund zu gehen. Auf dem Weg hinunter zum Colorado erkennt man die wahren Dimensionen dieser Erdspalte, die völlig unterschiedliche Landschaften verbirgt. Der »Grand« ist nicht nur Canyon, er wird mit veränderter Perspektive auch zum monumentalen Gebirge mit steil aufragenden Felsrippen, er hat ausgedehnte Plateaus, er ist Wüste und gleichzeitig Flussoase. Kaum hatten wir den Canyonrand verlassen, wurde mit jedem Schritt die Landschaft weiter und weniger tief. Treppenartig vorspringende Schichtstufen versperrten mir immer mehr den Blick auf den Grund. Von Treppe zu Treppe, von Schicht zu Schicht stiegen wir weiter hinunter in die geologische Frühzeit des Planeten. Der Grand Canyon ist ein perfekter Schnitt durch fast die gesamte Erdgeschichte, wie ihn ein Geologiebuch nicht schöner darstellen könnte.
 

 

Bgriht Angel TrailBgriht Angel Trail

 

 

 

 

 

 

 

Wenn man am Colorado ankommt, hat man eineinhalb Milliarden Jahre Erdgeschichte durchschritten, ein Drittel des Gesamtalters unseres Planeten. Es gibt nur wenige Stellen auf der Erde, wo eine erdgeschichtlich so weitreichende Schichtfolge so klar zu sehen ist.
Die unterschiedliche Entstehung der einzelnen „Stockwerke“ in dem riesigen Gesteinsstapel führte auch zu Härteunterschieden hinsichtlich des Materials. Da weichere Schichten der Erosion nicht als strotzendes Kliff standhalten können, weist der Canyon dort flachere Formen auf. Durch den ständigen Wechsel weicher und harter Schichten entstand das nicht nur für den Grand Canyon bezeichnende Treppenprofil, bei dem die einzelnen Stufen auch unterschiedliche Böschungswinkel haben.
Die Härte des Kaibab-Kalkes aus dem der Rim ist, ist für den überall so steilen Canyonrand verantwortlich, der nur wenige für einen Abstieg geeignete Stellen zulässt.
1,5 Meilen ResthouseDie Strecke verläuft bis zum ersten Rasthaus, dem 1,5 Meilen Rasthaus recht steil nach unten. Schon hier ist uns klar, der Rückweg wird hier ganz hart. Wenn die Kräfte schwinden geht es hier noch einmal kräftig bergan. Ist aber jetzt egal, noch geht es uns gut, Wasser haben wir auch noch genug, somit gehen wir ohne Stop weiter.
1,5 Meilen Resthouse Bright Angel Trail

 

 

 

 

 

 

 

Eine Wanderung in den Grand Canyon ist auch ein Weg durch verschiedene Klimazonen mit völlig unterschiedlichen Pflanzen und Tieren. Am Canyonrand hatte ein schütterer Wald gestanden mit “Juniper Pine”, einer Zypressenart, und “Ponderosa Pine”, einer Kiefernart. Der Nordrand des Grand Canyon liegt sogar noch 360 Meter höher, nämlich auf 2500 Meter Meereshöhe. Dort oben verbleiben im Winter beträchtliche Schneemengen, und die Hotels, Campingplätze und Aussichtspunkte sind nur noch am Südrand zugänglich. In der deutlich anderen Gebirgsflora dominieren Fichten, Tannen und Espen. Neben Stachelschweinen, Maultierhirschen und Hähern leben zahlreiche Eichhörnchen in diesen Wäldern. Dabei trennt der Canyon ein “Nordrand-Eichhörnchen” von einer am Südrand vorkommenden Art. Was eine räumliche Durchmischung der beiden Arten verhindert, sind nicht nur die durchschnittlich 15 Kilometer Abgrund, die zwischen den Rändern liegen, sondern auch die klimatischen Bedingungen. Es ist eine Wüste, eine völlig andere Klimazone, die sich zwischen die Baumbewohner schiebt. Ein Abstieg in den Canyon um 300 Meter entspricht einer Reise von fast 500 Kilometern nach Süden. Wer sich die heißgelaufenen Füße unten am Colorado kühlt, sitzt klimatisch gesehen irgendwo in der Sonora Wüste Mexikos. Kein Eichhörnchen würde hier durchwandern. Stattdessen finden sich im Inneren dieses Canyon unter den Pflanzen und Tieren Wüstenbewohner: Dickhornschafe, verwilderte Esel, Taschenmäuse, Eidechsen und Klapperschlangen leben zwischen der spärlichen Buschvegetation und den vereinzelten Kakteen und Agaven. Wenn im Winter dicke Schneeberge auf den Canyonrändern liegen, dann dauert es für die Sonne meist nicht lange, das leuchtende Rot der Sandsteinwände im Treibhausklima der tieferen Schlucht hervorzuzaubern.
Bright Angel Trail Panorama


Bright Angel TrailVon dem 1,5 Meilen Rasthaus bis zum 3 Meilen Rasthaus verläuft die Strecke nicht mehr ganz so steil, oder haben wir uns schon daran gewöhnt? :-) Wir lassen uns Zeit und genießen den Canyon. Viele andere Wanderer haben es eiliger und überholen uns. Unten treffen wir sie wieder. Schon nach dem Hinweg kaputt und nicht viel gesehen, na dann viel Spaß beim Rückweg. :-) 3 Meilen Resthouse Bright Angel Trail

 

 

 

 

 

 

 


Pflanzen im Grand Canyon Am 3 Meilen Rasthaus legen wir einen ersten Stop ein. Wir füllen unser Wasser auf und ruhen uns ein wenig aus. Die Wärme macht sich so langsam bemerkbar. Die Temperatur steigt ja gleich aus zwei Gründen zu. Erstens kommen wir weiter nach unten und zweitens steigt die Sonne immer höher. Pflanzen auf dem Bright Angel Trail

 

 

 

 

 

 


 

3 Meilen Resthouse Bright Angel TrailHier im Rasthaus gibt es Schatten und einen Tisch mit Bänken drum herum. Was wollen wir mehr? Wir kommen mit anderen Wanderer ins Gespräch, hier herrscht eine außergewöhnliche Atmosphäre. Man hat das Gefühl die Leute hier alle gut zu kennen. Alle haben ein Ziel, wir sind alle nicht mit dem Blick von oben in den Canyon zufrieden, wir wollen ihn erleben. Einige haben in der Phantom Ranch übernachtet und kommen schon von unten. Es ist eine Gruppe dabei die gestern vom North Rim gestartet ist, in der Phantom Ranch übernachtet hat und nun auf dem Weg zum South Rim ist. Hinter dem Rasthaus kann man einen Hügel hinauf gehen und hat von hier einen tollen Blick auf den Rest des Weges.

Indians Graden

 

 

 

 

Bright Angel Trail Serpentin

 

 

 

 

Für uns heißt es jetzt in den Körper hinein hören. Wie Fit sind wir noch? Reichen die Kräfte bis zum Plateau Point und wieder zurück?
Nach den 3 Meilen Rasthaus geht es über viel Serpentinen steil nach unten. Dieser Abschnitt raubt einem auf dem Rückweg enorm viel Kraft. Für mich ist die Entscheidung einfach, durch mein fast täglichen Sport, bin ich noch fit. Also überlasse ich die Entscheidung unterwegs immer Ela, denn sie muss den ganzen Weg auch wieder zurück. Ela hat noch Mut und Kraft, also gehen wir weiter. Wir lassen einer Mulikolonne den Vortritt, was übrigens eine Feste Regel ist, und schlingern die Serpentin hinunter. Mulis haben „Vorfahrt“ und den Anweisungen der Führer ist Folge zu leisten.

Mulis auf dem Bright Angel Trail Bright Angel Trail Serpentin

 

 

 

 

 


 

Weiter Richtung Indians Garden....