Entstehung u Entdeckung des Grand Canyon

 


Entstehung und Entdeckung des Grand Canyon
Erst vor etwa 65 Mio Jahren, in der Neuzeit der Erde, begann die Arbeit an dem, was wir heute als Grand Canyon sehen und bestaunen. Tektonische Bewegungen hatten eine Erdplatte nach oben gedrückt, das sogenannte Colorado-Plateau. Durch dieses Plateau fraß sich nun ein Fluss, alle Hindernisse beiseite räumend, die sich ihm in den Weg stellten. Auch die Vulkanausbrüche, die in den letzten 1 Mio Jahren (zuletzt der Sunset Crater im Jahre 1064 n.Chr.) Lavadämme und Aschenregen im Canyon absetzten, konnten die Urgewalt des Colorado nicht stoppen. So hat er einen in der Welt einmaligen Querschnitt durch etwa 2 Mrd Jahre Erdgeschichte gegraben, den jeder Besucher an den farbigen Äderungen genau verfolgen kann - von den Aussichtspunkten aus, aus Flugzeugen und Helikoptern oder am besten auf einer Wanderung hinab in die innere Schlucht.
Der Colorado wird sein Werk fortsetzen. Allerdings stehen diesem Prozess die mächtigen stromauf gelegenen Staudämme entgegen, die dafür sorgen, dass er nicht mehr wie einst täglich 1 Mio Tonnen Sand, Kies und Geröll mit sich reißt, sondern "nur" noch ca. 250.000t.
Der Rest lagert sich überwiegend im Lake Powell Stausee ab. Als Folge daraus hat sich die Stromgeschwindigkeit vergrößert, dies wiederum ließ die Temperatur des Wassers sinken und dadurch wird der Bestand an seltenen Fischarten im Fluss bedroht.
Wer mit dem Wagen vom North Rim zum South Rim (oder umgekehrt) fahren möchte, um evtl. wandernde Freunde oder Familienmitglieder dort abzuholen, sollte bedenken, dass die Wegstrecke zwischen den beiden Visitor Centers etwa 340 km beträgt!

Gegenüber den Jahrmillionen der Erdgeschichte nimmt sich die Chronik der menschlichen Besiedlung wie ein Wimpernschlag aus. Andererseits reicht diese weiter zurück, als viele annehmen. Denn wenn die Datierung  stimmt, lebten schon vor 4000 Jahren Menschen im Grand Canyon, hauptsächlich von der Jagd auf Großhornschafe. Das auch die Anasazi-lndianer ab etwa 500 n.Chr ihre hochstehende Kultur hierhin brachten, beweisen neben den Ruinen von Tusayan auch Tausende von anderen Relikten und vorzügliche Beispiele der indianischen Felsbildkunst. Nachdem der Volksstamm der Alten um 1250, wahrscheinlich wegen einer Dürreperiode, die Region verlassen hatte, folgten deren Nachfahren, die Hopi. Die heute noch östlich des Nationalparks leben.
Die ersten Weißen, die 1540 staunend in die riesige Erdspalte des Grand Canyon blickten, waren Mitglieder der Coronado-Expedition, einer von spanischen Conquistadores initiierten Gruppe auf der Suche nach Reichtümern bei Indianern des Colorado-Plateaus.
Als 1776 an der Ostküste die Unabhängigkeit ausgerufen wurde und der Krieg mit England tobte, standen hier im weiten Westen wieder Spanier ungläubigen Blickes am Grand Canyon: Missionare, unterwegs, um Indianer zu bekehren, nannten den Fluss dort unten in der Tiefe »Colorado«, der Rotgefärbte. Fast hundert Jahre dauerte es noch, bis sich einflussreiche Kreise in Washington für die roten Fluten zu interessieren begannen.
Im Auftrag der Regierung befuhr Geologieprofessor und Veteran des Bürgerkrieges Major John Wesley Powell in waghalsigen Unternehmungen 1869 und 1871 in zerbrechlichen Holzbooten den Colorado und erwarb sich durch seine Untersuchungen in der Tiefe der Schlucht - bis dahin ein völlig unbekannter, weißer Fleck auf den Karten - wissenschaftlichen Ruhm. Präsident Roosevelt ernannte den Grand Canyon 1908 zum Nationalen Monument, mit deutlichen Schutzmaßnahmen für die Landschaft und Tierwelt. 1919 wurde das Gebiet schließlich Nationalpark.

Die Colorado-Expedition des Majors Powell
Kein anderer hat durch seine Pioniertat, seine Reisebeschreibung und seine wissenschaftliche Arbeit so viel für die Erforschung des Grand Canyon getan wie der 1834 in Mount Morris (NY) geborene John Wesley Powell. Wie einige seiner Gefährten war Powell ein alter Haudegen und hatte seinen Mut im amerikanischen Bürgerkrieg bewiesen. Damals hatte der Major seinen rechten Unterarm verloren, was ihn nicht hinderte, sich tatkräftig an die Erforschung des Grand River (so hieß damals noch der Colorado) zu begeben, die von der amerikanischen Regierung dringend gewünscht wurde. Powell erkannte, dass der reißende Fluss, wenn überhaupt, nur mit kleinen Booten zu bezwingen sei.
Mitte Mai des Jahres 1869 traf sich dann eine kleine Gemeinschaft illustrer Gestalten in Green River/Wyoming. Außer Major Powell war auch sein Bruder Walter, ein Ex-Leutnant, mit von der Partie, weiter die Brüder Howland (ein Verleger und ein ehemaliger Soldat), außerdem zwei Trapper, ein Pelzhändler, ein Ex-Sergeant, der 18jährige Schotte Andy Hall und Frank Goodman, ein englischer Abenteurer (der sich zufällig in Green River aufhielt und sich der Gruppe anschloss). Für die beschwerliche Reise fertigte man aus Eichenplanken vier stabile, schwere Ruderboote an, ca. 6 m lang und mit doppelt verstärktem Bug und Heck.
Am 24. Mai war es dann soweit: Von den winkenden Einwohnern des Dorfes verabschiedet, trugen die vier Ruderboote die zehn Männer und reichlich Vorräte und Instrumente schnell den Fluss hinab. Powell notierte dazu in seinem Tagebuch: 'Wir sind auf dem Wege ins große Unbekannte. Wir haben eine Undefinierte Strecke zurückzulegen, haben fremde Flüsse auszukundschaften. Wir wissen nicht, ob gefährliche Wasserfälle auf uns warten, ob Felsen die Fahrrinne versperren und wie hoch sich die Steilwände über uns erheben werden. Ah - well - mag kommen, was da komme. Die Männer sind guten Muts und zuversichtlich.'
Die Expedition wurde gefährlicher, als Powell gedacht hatte. In mehr als 160 Stromschnellen mussten sich Besatzung und Boote bewähren. Mehrere Dutzend Male mussten die Männer das Gepäck zu Fuß weitertransportieren, mussten schwimmend über Bord gegangene Gegenstände retten oder mussten auf der Suche nach Nahrung mehrere 100 m steile Wände hinaufklettern. Doch ohne Verluste konnte die Expedition am 17. Juli vom Green in den Colorado River einbiegen und schließlich in die tiefe Schlucht des Grand Canyon einfahren. Zu diesem Zeitpunkt freilich waren fast alle Männer bereits verletzt, zerschunden und ausgelaugt. Ein Boot war inzwischen zerschellt und die Kleidung soweit zerfetzt, dass die Männer nackt weiterreisen mussten.
Am 15. August 1869 campierte die Expedition dort, wo heute die “Phantom Ranch” Wanderer und Touristen beherbergt. Trotzdem hatte Powell noch Zeit und Energie, Untersuchungen zu den Gesteinsschichten anzustellen und alle Anzeichen menschlichen Lebens gewissenhaft zu notieren: 'Einige der Männer haben Ruinen und Töpferscherben entdeckt, desgleichen Zeichnungen und Hieroglyphen am Fels'. Nachdem man flussabwärts die Mündung des schlammigen Colorado Chiquito (Little Colorado) passiert hatte, sahen aufgrund der misslichen Lage drei Expeditionsmitglieder - die Brüder Howland und der Trapper Bill Dünn - keine Chance mehr, über den Fluss zur Zivilisation zurückzukehren. Am 28. August kletterten sie deshalb die Steilwände hinauf und versuchten, sich zu Fuß durchzuschlagen. Halb verhungert gelangten sie zu einem Lager der lndianer, wurden von diesen versorgt und konnten bald weiterziehen. In diesem Moment erfuhren die Indianer, daß eine rote Frau von Weißen vergewaltigt und ermordet worden war, hielten die drei für die Täter, ritten ihnen nach und brachten sie um. Währenddessen hatte die Expedition bereits am nächsten Tag die Grand Wash Cliffs hinter sich gelassen und damit den Grand Canyon bezwungen. Kurze Zeit später waren Powell und der Rest der Mannschaft wieder in Sicherheit. 98 Tage hatte ihre Reise gedauert, und in der Presse waren die Männer schon für tot erklärt worden.
1871 fuhr der Major ein zweites Mal den Colorado hinab und passierte dabei erneut den Grand Canyon. Anschließend schrieb er seinen klassisch gewordenen Reisebericht „Canyons of the Colorado“, der 1879 publiziert wurde.