Tunesien - Karthago, Sidi Bou Said, Byrsa-Hügel

 

Propaganda a la TunesienDer zweite Hafen auf unserer AIDA Kreuzfahrt war La Goulette, der Handelshafen von Tunis. Tja was soll ich sagen, sicher nicht gerade unser Traumziel, aber war nun mal mit in der Tour. Wir haben kurz überlegt ob wir überhaupt von Bord gehen sollen, aber wo wir schon mal hier sind können wir uns auch etwas ansehen.

Moschee in Tunesien

 

 

 

 

Eigentlich erkunden wir die Ziele ja immer auf eigene Faust, aber da hatten wir in Tunesien keine Lust zu. Man kann zwar vom Hafen auch mit dem Zug fahren, aber ich hatte keine Lust durch Tunis zu kämpfen und krampfhaft eine Sehenswürdigkeit zu suchen, die man letzten Endes nicht gesehen haben muss. Die Souks der Medina interessierten uns auch nicht wirklich und einen Teppich brauchen wir auch gerade nicht. Außerdem habe ich keine Lust auf diese aufdringlichen Verkäufer. Nur gucken, nur gucken, nix kaufen, alles billig…los kaufen du…. Wer hinguckt hat schon verloren und einen ganzen Scharm seiner Kollegen am Rockzipfel. Nein danke, davon bekomme ich schlechte Laune und wir sind doch im Urlaub, da kann ich keine schlechte Laune gebrauchen. :-))
Moschee in Tunesien

 

Also entschieden wir uns für einen AIDA Ausflug. Der Halbtagsausflug führte uns nach Karthago und Sidi Bou Said, einem Künstlerdorf. Die Tour führte uns zunächst vom Hafen in Richtung Tunis, denn Karthago ist heute ein nobler Villenvorort von Tunis und Standort des tunesischen Präsidentenpalastes. Wir kommen an wirklich hübschen Gebäuden vorbei. In der Antike war das 8. Jahrhundert v. Chr. gegründete Karthago Hauptstadt der gleichnamigen See- und Handelsmacht.

 


Karthago HaupteingangDie strategisch günstige Lage auf einer Halbinsel des heutigen Tunis, sorgte dafür, dass sich Karthago so prächtig entwickeln konnte. Es war durch seine Lage gut zu verteidigen und es befand sich an der wichtigsten phönizischen Handelsroute zwischen der Levante und Gibraltar. Dies waren die Hauptgründe für die wirtschaftliche und militärische Dominanz der Stadt.

Ausgrabungen der Antoninus-Pius-Thermen

 

 

 

 

Der Seehandel kam im 3 und 4 Jahrhundert v. Chr. so richtig in Schwung und Karthago profitierte davon enorm. Die Stadt wurde zur reichsten Stadt im Mittelmeerraum und die Einwohnerzahl wuchs auf 400000 Menschen an. Drei Kriege gegen Rom sorgten letzten Endes für den Niedergang Karthagos. Im 2. Jahrhundert v. Chr. fiel Karthago schließlich an das römische Reich und wurde weitestgehend zerstört.

Karthago - Antoninus-Pius-Thermen

Karthago - Antoninus-Pius-ThermenErst als die Römer Karthago 29 v. Chr. auf Grund seiner guten Lage wiederbelebten ging es mit der Stadt wieder bergauf. Im 2. Jahrhundert n. Chr. lebten hier wieder 300000 Menschen, die vom Handel mit Getreide und Töpferware gut lebten. Im Jahr 689 fiel Karthago ein weiteres Mal seinen Angreifern zum Opfer. Diesmal waren es die Araber, die Karthago eroberten und den Erdboden gleich machten. Damit war Karthago endgültig Geschichte und Tunis übernahm später die Rolle Karthagos. Die Ruinen Karthagos dienten Jahrhunderte lang als Steinbruch für die Bauten in Tunis. Erst 1979 wurden die archäologischen Ausgrabungen auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt und wurden im Laufe der Jahre zu einer touristischen Attraktion.
Ausgrabungen der Antoninus-Pius-ThermenUnser erster Stopp waren die Ausgrabungen der Antoninus-Pius-Thermen. Dabei handelt es sich um ein römisches Bauwerk aus dem Jahr 162 n. Chr. Also nicht aus der Zeit der ersten Blütezeit Karthagos im 4 Jahrhundert v. Chr. Das Badehaus ist heute die wichtigste Sehenswürdigkeit Karthagos. Mit 200m Länge war es die größte Thermenanlage außerhalb Roms. Die Säule auf dem Bild ist heute noch 15m hoch und war ursprünglich mal über 20m. Das Gebäude war drei Stockwerke hoch und gibt den einstigen Wohlstand der Stadt gut wieder. Das Badehaus überstand die Eroberung durch die Araber und wurde erst 11. Jahrhundert durch Nomaden zerstört.
Karthago - Antoninus-Pius-Thermen

 

 

 

 

 

Unser Führer machte wirklich einen guten Job. Er hatte eine witzige Art und brachte trotzdem jede Menge Informationen rüber. Einer der Menschen den man gerne zuhört, weil man schon auf den nächsten Satz gespannt ist. Neben den Ruinen beinhaltet die Anlage noch einen großen Garten.

 

 

 

Byrsa-Hügel - Kathedrale des Heiligen LouisNach ca. einer Stunde fuhren wir weiter zum Byrsa-Hügel, dem ehemaligen Zentrum des punischen als auch des römischen Karthagos. So etwas wie die Akropolis von Karthago. Heute steht auf dem Byrsa-Hügel die Kathedrale des Heiligen Louis aus dem Jahr 1890. Gebaut wurde die Kathedrale zu Ehren von Ludwig IX, dessen Grab auf dem Hügel vermutet wurde. Ludwig IX. starb in Karthago während des siebten Kreuzzuges.

 

 

Byrsa-Hügel - Tunesien

 


Die Kathedrale des Heiligen Louis war bis 1965 die größte Kirche Nordafrikas. Heute dient sie als Kulturzentrum und das angrenzende Kloster als archäologisches Nationalmuseum.
Hinter der Kirche befindet sich noch eine Ausgrabungsstätte eines punischen Wohnviertels. Außerdem haben wir von hier einen weiten Blick über Karthago und Tunis, bis hin zum Hafen La Goulette. Leider befindet sich das alles im Gegenlicht, so dass die Bilder nicht besonders gut sind.
 

Sidi Bou SaidUnsere letzte Station ist das Künstlerdorf  Sidi Bou Said. Der Ort liegt 20km nordöstlich von Tunis und ist eigentlich inzwischen mit Tunis zusammengewachsen. Berühmt geworden ist es durch seine weißen Häuser mit blauen Türen, Fensterrahmen, Erkern und Fensterziergittern.

Haus in Sidi Bou Said

 

 

Die Architektur des Dorfes wurde von den Mauren im 16. Jahrhundert geprägt. 1912 wurde die Stadt unter Denkmalschutz gestellt und seit dem müssen alle Gebäude weiß mit blauen Türen, Fensterrahmen, Erkern und Fensterziergittern gebaut werden.

 

 

 

 

Wasserpfeife

 

 

Als erstes besuchen wir ein typisch maurisches Café, in dem wir einen original tunesischen Pfefferminztee bekommen. Hmm, gar nicht mal so gut. Sehr stark und noch viel süßer. Interessanter ist es die Einheimischen beim Rauchen ihrer traditionellen Wasserpfeife zu beobachten. Wasserpfeifentabak  gibt es in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen, von Kirsche über Melone bis hin zur Kokosnuss. Der Tabak ist hierbei eine klebrige und teigartige Mischung mit den Inhaltsstoffen Tabak, Melasse und Glycerin. Ich habe auch gehört, dass in Wasserpfeifentabak aus dem Ausland oft zu viel Glycerin ist, um ihn feucht zu halten. In Tunesien gehört das Rauchen von Wasserpfeifen einfach dazu, es ist fester Bestandteil des täglichen Lebens. Während im arabischen Sprachraum mehr ältere Herren in die Öffentlichkeit treten, zieht es in Deutschland vor allem junge Erwachsene in die zahlreichen Shisha-Bars. Dort kann man aus einer großen Auswahl von Tabak wählen und bekommt dann eine entsprechend vorbereitete Wasserpfeife an den Tisch gebracht. Der Besuch einer Bar ist jedoch nicht zwingend notwendig, alternativ ist der Erwerb einer Shisha für zuhause möglich. Beim Wasserpfeifenhändler ist der benötigte Tabak ebenfalls erhältlich, allerdings haben gerade kleinere Läden meist eine relativ überschaubare Auswahl. Für mehr Geschmacksrichtungen kann man aber auch online Shisha Tabak kaufen. Wer mag, kann sich auf diese Weise einen Hauch von Tunesien nach Hause holen.

Heimatmuseum Sidi Bou Said

 

 

Nach dem kurzen Stopp geht es für uns in ein traditionelles Haus, dass heute als Heimatmuseum betrieben wird. Es handelt sich um ein Haus von sehr wohlhabenden Tunesiern.

 

 

Es sind Lebenssituationen nachgestellt, Räume originalgetreu aufgebaut… Sogar rein Gebetsraum ist zu besichtigen. Zum Schluss gehen wir noch auf die Dachterrasse, von der sich ein guter Blick über Sidi Bou Said bietet. Weit schweift der Blick über den Golf von Tunis bis zur Halbinsel Cap Bon und den Bergmassiven. Auch die AIDAdiva können wir erkennen. Leider ist es leicht diesig und die Sonne steht nicht ideal, so dass die Fernsicht doch ein wenig getrübt wird.

 

 

Heimatmuseum Sidi Bou SaidHeimatmuseum Sidi Bou Said

 

 

 

 

 

 

 

Sidi Bou SaidKüste von Tunis - Tunesien

 

 

 

 

 

 

 

Kunstvolle Tür in Sidi Bou Said

 

Sidi Bou SaidZu guter Letzt durchstreifen wir die Gassen der weiß-blaue Altstadt von Sidi Bou Said. Die Häuser, mit ihren blaue kunstvoll mit Nägeln beschlagen Türen, sind wirklich hübsch. Aber in den Straßen herrscht ein wirres Stimmengewirr. Französisch, Spanisch, Arabisch, Englisch, Deutsch und alle schlängeln sich durch die vollen Gassen. Fast jedes halbwegs hübsche Haus ist in Wirklichkeit ein Souk, in dem Schmuck, Teppiche und Wasserpfeifen angeboten werden.

 

Holger in Sidi Bou Said

 

 

Nach einer Stunde haben wir genug gesehen und sind froh das es nun zum Schiff zurück geht. Die Entscheidung von Bord zu gehen war sicher richtig, denn so ist unsere Meinung über Tunesien nicht mehr nur ein Vorurteil, sondern ein Urteil. Wir fühlen uns bestätigt in unserer Aussage, dass wir in Tunesien keinen kompletten Urlaub verbringen möchten. Wir setzen uns an die Ocean Bar und genießen den Rest des Tages mit dem was uns in Tunesien am besten gefallen hat. Die Sonne!

 

Costa Pacifica

 

 

 

Unterwegs zu unserem nächsten Ziel fahren wir ein Stück parallel zu der Costa Pacifica. Nett anzusehen aus unserer Außenkabine. :-)


 

Nun mal schauen ob wir nicht einen Mafiaboss festsetzen können...