In Belize liegen wir auf Reede, das heißt heute ist Tendern angesagt. Das liegt am Belize Barrier Reef, dass die Zufahrt nach Belize City versperrt. Das ist grundsätzlich kein Problem, nur das man durch den Tendervorgang und den einen zugewiesenen Slot nicht genau sagen kann wann man an Land ist. Ausflüge der Mein Schiff haben Vorrang und als individual Ausflügler erfährt man frühestens einen Tag vorher wann man von Bord kommt. Das macht das buchen eines Ausflugs mit einem privaten Anbieter etwas kompliziert. Klar die warten natürlich und man kann sich über Handy verständigen, aber man verliert als Gruppe dann schon viel Zeit bevor es losgeht. Auch hatte ich vorher im Internet Berichte gelesen das Reisende die ihren Ausflug über eine lokale Agentur gebucht hatten, viel früher zurück waren als die TUI Ausflüge selber. Individual später von Bord, früher zurück!? Das sind für mich, ausnahmsweise Mal, wichtige Argumente einen Ausflug vom Schiff zu buchen. Ein weiteres Argument dafür war, dass wir gerne die Mayastätte Lamanai sehen wollten und dass der Weg dorthin relativ lang ist. Kurze Liegezeit und relativ lange Fahrzeiten, dazu das aufwendige Tendern, da war uns die Gefahr einfach zu groß, dass der Ausflug hinten raus dann etwas ungemütlich wird. Somit haben wir uns für den TUI-Ausflug Kulturelles Lamanai und Bootsfahrt entschieden.
Treffpunkt war um 9:30 Uhr im Theater. Dort gab es nach Vorlage unserer Tourtickets aber nur unsere Tendertickets und wir begaben uns in Richtung Tenderlucke, denn der Ablauf war so organisiert, dass wir gleich an der Reihe waren. Wie gesagt die Touren gehen vor. Tendern ist immer super um das Kreuzfahrtschiffe mal auf dem Wasser zu fotografieren. Aber auf dem Hinweg steht das Licht nicht ideal. Na mal schauen ob es auf dem Rückweg besser ist.
In Belize City angekommen gehen wir die bunte Pier entlang. Die Bunten Farben suggerieren sofort Lebensfreude und die sollte uns heute noch öfter begegnen. Treffpunkt war im klimatisierten Flur der kleinen Einkaufspassage vor der dann auch unser Bus hielt. Im Bus lernten wir dann auch unsere Reiseleiterin kennen. Eine extrem nette und sympathische junge Studentin.
Wie alle Guides in Belize spricht sie perfekt Englisch und Spanisch. Deutschsprechende Guides gibt es in Belize so gut wie gar keine. Im Bus spricht natürlich niemand Spanisch und überraschender Weise melden sich auch sehr wenige bei Englisch. Ups unsere Reiseleiterin ist überrascht, aber vorbereitet. Sie hat große Teile ihrer umfangreicheren Informationen über Land und Leute ins Deutsche übersetzt und liest das nun mit einem sehr süßen Akzent vor. Immer wieder schaut sie nach unseren Reaktionen, ob sie das gut vorgelesen hat. Das hat großen Unterhaltungswert und alleine das ist schon den Ausflug wert. :-)
Sie erzählt uns, dass die zwischen Mexiko, Guatemala und Karibik auf der Halbinsel Yucatan liegende Republik Belize mit 23.000 Quadratkilometer Fläche nach El Salvador Zentralamerikas zweitkleinster Staat ist. Mit 350000 Einwohner hat Belize mit Abstand die wenigsten in Mittelamerika. Politisch ist Belize relativ stabil, zumindest, wenn man Mittelamerikanische Maßstäbe zu Grunde legt. Die Infrastruktur ist sehr unterschiedlich ausgebaut, was wir unterwegs auch feststellen werden. :-)
So vergehen die rund 60 Kilometer bis AyinHa Adventures, dem Startpunkt des Boots das uns nach Lamanai bringen soll, wie im Flug. AyinHa Adventures ist eine Lokaler Touranbieter, der von hier seine Touren nach Lamanai und in die umliegende Natur anbietet. Dazu hat AyinHa Adventures mitten ins nichts eine Lodge gebaut und einen Kanal bis zum New River gegraben. Die Lodge hat neben der Anlegestelle für Boote, ein Restaurant, eine Bar, einen Souvenirladen, einen Pool und sogar ein paar Zimmer für Übernachtungen zu bieten. Wir werden sehr freundlich empfangen und haben vor der Abfahrt ein wenig Zeit uns umzusehen, aber viel mehr ist zunächst nicht drin, denn wir sind bereits die nächste Bootstour die Richtung Lamanai aufbricht.
Also alle Mann an Bord und los geht die wilde Fahrt. Zunächst noch langsam auf dem privaten, sehr schmalen Kanal, bevor wir auf dem New River treffen und der Bootsführer mächtig Gas gibt.
Aber nur kurz, denn er entdeckt zwei Krokodile. Allerdings lassen sich die beiden Kumpels nicht so richtig sehen. Man muss schon genau hinsehen um den Kopf und ein paar Rückenteile zu erkennen.
Entsprechend kurz ist auch der Stopp und die wilde Fahrt auf der 48 Kilometer langen Inlandlagune des New River geht weiter. Obwohl es in Belize viele exotische Tiere und rund 500 Vogelarten gibt, sieht man während der Bootsfahrt relativ wenig. Die gut getarnten Krokos und ab und zu ein weit entfernter Vogel. Aber klar die 400 PS Motoren verscheuchen viele scheue Vögel und Krokodile.
Nach ca. 20 Minuten erreichen wir gut durchgeschüttelt Lamanai. Vorher wurde davor gewarnt, dass man mit Rückenproblemen lieber nicht teilnehmen sollte. Na gut TUI muss davor warnen, aber das finde ich persönlich total überzogen. Viel problematischer ist es da schon wenn es auf der Hinfahrt unterwegs regnet und das ist in Belize während der Kreuzfahrtsaison nicht so unwahrscheinlich. Das Boot fährt mit ca. 50 km/h und wenn es dann regnet, sind alle im Boot bis auf die Unterhose nass. Das ist zum Beginn des Ausflugs schon ziemlich doof.
Zum Glück haben wir bestes Wetter und kommen alle trocken und gut gelaunt an der Lamanai Archaeological Reserve an. Wir verlassen das Boot am Steg von Lamanai und haben kurz nach Betreten der Mayastätte eine tierische Begegnung. Im Baum sitzt ein Brüllaffe und schaut auf uns herunter. Na das ist doch schon mal eine nette Begrüßung in Lamanai.
Lamanai ist inmitten üppigen tropischen Regenwalds gelegen und der Name bedeutet in der Maya-Sprache „untergetauchtes Krokodil“. Passt ja irgendwie zu unserer Bootsfahrt von eben. Lamanai war etwa 3000 Jahre lange besiedelt und gehört somit zu den am längsten kontinuierlich besiedelten Mayastädten. Zur Blütezeit um 700 n. Chr. lebten ca. 20000 Mayas ist Lamanai. Als nächstes kommen wir zum kleinen Museum der Lamanai Archaeological Reserve, dass wir aber links liegen lassen und uns direkt auf den Weg zum ersten Tempel machen.
Aber weit kommen wir nicht. Nur 10 Meter hinter dem Museum hören wir Geräusche und schauen in die Bäume vor uns. Dort sitzt eine Gruppe von ca. 20 Brüllaffen im Baum. Super! So weit unten haben wir sie selten gesehen. Besonders haben es uns natürlich die kleinen angetan. Unsere Reiseleiterin erzählt uns, dass sich die Männchen am Geschrei erkennen, wenn sie dem gleichen Rudel angehören. Mit dem Geschrei vertreiben sie fremde Tiere aus ihrem Revier. Das Geschrei dient natürlich auch Imponiergehabe gegenüber anderen Männchen die das Rudel übernehmen möchten.
Nach vielen Fotos müssen wir uns aber doch loseisen und kommen kurz danach zum Jaguar Temple. Der 22 Meter hohe Jaguar Tempel hat seinen Namen von den Jaguar Stuck Dekorationen links und rechts von der Treppe des Tempels.
Unsere Reiseleiterin zeigt uns die Dekorationen am Jaguar Tempel, aber durch den Verfall braucht man schon viel Fantasie. Der Jaguar Tempel besteht aus 9 Ebenen und verfügt nur auf der Nordseite über eine Treppe. Wir gehen weiter durch die Anlage im üppig tropischen Regenwald, unsere Reiseleiterin zeigte uns auch einige Bäume und Pflanzen und erklärte uns wie die Maya diese genutzt haben.
Unser nächstes Ziel ist der Ball Court, der Ballspiel Platz von Lamanai. Das Ballspiel war eine beliebte Unterhaltung der Mayas. Über die Regeln des Ballspiels gibt es nur Vermutungen. Aus den Abbildungen geht hervor, dass die Spieler nur mit bestimmten Körperteilen spielen durften, worauf die Ausrüstung und die Darstellungen von Spielern in besonderen Posen schließen lassen. Der Ball ist so gut wie nie auf dem Boden zu sehen. Er ist entweder in der Luft oder wird von einem Spieler gespielt, indem er ihn mit der Hüfte oder mit dem Arm abprallt. Der Ball durfte offensichtlich nicht auf dem Boden aufschlagen. Die Ringe an den Seiten der Spielwände deuten darauf hin, dass der Ball durch diese geschlagen werden musste.
Ach so das Wichtigste zum Schluss, der Gewinner wurde zur Belohnung geopfert, na das nenne ich mal einen super Preis. Wobei auch das nicht ganz eindeutig ist, manchmal musste auch der Verlierer dran glauben. Hauptsache es gab ein Opfer, denn die Maya glaubten das menschliche Opfer notwendig sind um Gesundheit, Wohlstand oder eine gute Ernte zu erzielen. Der Ballspiel Platz von Lamanai, ist einer der kleinsten der jemals in Mittelamerika gefunden wurde. Je nach Größe des Platzes variierte auch die Anzahl der Spieler. Unsere Reiseführerin erzählte uns noch das es hier in Lamanai höchstwahrscheinlich keine Menschenopfer gegeben hätte. Das sagen die Reiseleiter komischerweise immer. :-) Der Hohe Tempel ist nur ein paar Meter vom Ballspielplatz entfernt und macht seinem Namen alle Ehre. Der High Temple ist 33 Meter hoch und ist somit eines der höchsten Maya-Gebäude dieser Periode.
Der letzte Tempel der aktuell zu besichtigen ist, ist der Masken Tempel. Der Masken Tempel ist deutlich niedriger als der Hohe Tempel. Seinen Namen hat er durch seine schöne Dekoration. Seitlich, links und rechts der Treppe, zieren 4 Meter große Masken eines ehemaligen Maya Königs den Masken Tempel. Die Masken sind im Original aus Stein gefertigt und wurden zu ihrem Schutz mit einem grauen Stuck-Mörtel überzogen.
Rechts vom Masken Tempel führt eine Treppe im Bogen hinauf auf den Tempel. Obwohl der Masken Tempel der niedrigste der drei freigelegten Tempel von Lamanai ist, ist es ganz schön hoch, beim Blick steil nach unten. Allerdings sind auch die Bäume sehr hoch, somit ist kein Fernblick gegeben.
Wir haben nun alle freigelegten Maya-Ruinen von Lamanai gesehen und machen uns auf den Rückweg zum Boot. Es ist aber erst ein Bruchteil, etwa fünf Prozent, der archäologischen Schätze von Lamanai freigelegt worden. Zurzeit wird scheinbar gerade ein weiterer Tempel freigelegt. Neben dem Tempel steht ein Schild mit dem Namen Stela 9.
Wieder zurück am Museum ist unser Rundgang beendet. Wir gehen an ein paar Souvenirshops vorbei zurück zum Boot.
In wilder Fahrt geht es zurück zum Startpunkt, der Lodge von AyinHa Adventures.
Wir verlassen das Boot und gehen die Treppe hinauf ins AyinHa Restaurant, wo ein landestypisches Buffet bereits aufgebaut ist.
Wir nehmen Hühnchen mit Reis und ich dazu ein einheimisches Bier. Kann man gut trinken das Belikin… ach so das Essen ist auch in Ordnung. :-)
Nach dem Essen fahren wir mit dem Bus zurück zum Hafen von Belize City wo wir uns herzlich von unserer Reiseleiterin verabschieden. Sie hat wirklich einen tollen Job gemacht. Viele Hintergrundinfos zu Land und Leute und dann der Versuch das in Deutsch rüber zu bringen. Dafür hat sie sich ihr Trinkgeld wirklich verdient. :-)
Trotzdem der Ausflug zeitlich sehr durchgetaktet war und alles super geklappt hat, sind wir nur 30 Minuten bevor der letzte Tender fährt zurück im Hafen. Nun das ist natürlich bei einem TUI Ausflug gar kein Problem, aber wenn man hier nun einen privaten Anbieter bucht, muss die Zeit ja irgendwo eingespart werden und das geht am Ende des Tages auf die Besichtigungszeit in Lamanai.
Die Shops im Hafen haben bereits alle geschlossen und somit nehmen wir den nächsten Tender zurück zur Mein Schiff 1. An Bord des Tenders suche ich mir einen Platz auf der linken Seite am Fenster, um diesmal schöne Bilder von der Mein Schiff 1 auf dem Wasser machen zu können.
Na ich denke das schaut ganz ordentlich aus. Zurück an Bord löschen wir unseren Durst wie immer nach einem Ausflug an der Außenalsterbar.
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