Alex hat uns am Kreuzfahrt Terminal raus gelassen und wir beginnen sofort mit unserem Stadtrundgang durch St. George. Zunächst gehen wir Richtung Markt in der Hoffnung, dass wir von dem lebhaften Treiben dort noch etwas mitbekommen, aber dafür ist es schon zu spät. Wir gehen die Grandy Street steil bergauf. Mensch sind wir in San Francisco? Erinnert stark an die Straßen von San Francisco.

Oben an der Church Street biegen wir links ab um zur anglikanischen Kirche zu gelangen. Leider ist sie geschlossen. Auf dem Rückweg kommen wir am vom Hurrikan Ivan zerstörten ehemaligen Parlament von Grenada vorbei. Wir gehen auf dem Hof und haben einen tollen Blick auf die Mein Schiff 2.

Wir gehen die Church Street ganz hinunter und kommen vorbei an vielen alten Gebäuden, von denen fast alle im Jahre 2004 von Hurrikan Ivan in Mitleidenschaft gezogen worden sind.

Als Nächstes wollen wir zum Carenage, dem Binnenhafen oder inneren Hafen von St. George. Um dorthin zu gelangen wählen wir den Weg durch den 1894 erbauten und gut 105 Meter langen, aber nur 2,7 Meter hohen Sendall Tunnel.

Den Tunnel müssen sich Fußgänger und Autos teilen. Das stelle man sich mal in Deutschland vor. Ein schmaler Tunnel und Fußgänger und Autofahrer nur durch einen weißen Strich getrennt. Hier alles kein Problem, für mich schon, denn ich bin zu groß für den Tunnelradius im Fußgängerbereich.

Auf der anderen Seite des Sendall Tunnels kommen wir zur Stadtbücherei, die bereits am Rand des hufeisenförmigen Hafenbeckens des Carenage liegt. Wir umrunden den Carenage einmal hin und einmal zurück und sehen dabei auch hier schöne alte Häuser, aber auch nach dem Hurrikan nicht wieder aufgebaute Ruinen.

In den am besten renovierten Gebäuden befindet sich entweder ein Hotel, ein Restaurant oder eine Bar. Im Hafenbecken liegen Ausflugsboote, Yachten und Fischerboote auf den die Fischer noch den Fang des Tages ausnehmen. Alles sehr nett anzusehen.
 
Nun wollen wir uns das Ganze noch mal von oben ansehen. Dazu gehen wir wieder bergauf zum Fort George. Wir kommen vorbei am Glockenturm der St. Andrew's Presbyterian Church, die ebenfalls vom Hurrikan Ivan zerstört worden ist. Der Turm steht noch, aber sonst ist nicht viel übrig geblieben. Vom Deck der Mein Schiff 2 sieht man die Zerstörung nicht, von dort sieht man nur den markanten Turm der Kirche aus der Stadt herausragen. Das Fort George ist 1706 von den Franzosen auf einem Felsvorsprung erbaut worden. Auch hier hat Ivan der Schreckliche seine Spuren deutlich hinterlassen. Heute ist in der frei zugänglichen Festung die Polizeischule von Grenada untergebracht.

Wir gehen zunächst zur Aussichtsplattform, von der man einen traumhaften Blick auf St. George und den Carenage hat. Da fällt mir ein, ich habe euch noch gar nichts zur Geschichte von Grenada erzählt. Nicht erschrecken, es wird nicht langweilig. In der Zwischenzeit zeige ich euch ein paar tolle Panorama Fotos von der Aussichtsplattform des Forts George auf die Stadt und dann noch Bilder von der anderen Seite der Festung aufs Meer und die Mein Schiff 2.
Grenada wurde 1498 von Kolumbus entdeckt. Wie gehabt besiedelten die Spanier diese Insel nicht und Engländer und Franzosen stritten sich auch um diese karibische Insel. Die Franzosen schafften es die Insel über 100 Jahre in ihrem Besitz zu halten und zum wichtigsten französischen Flottenstützpunkt in der Karibik aufzubauen.

Erst im Siebenjährigen Krieg 1762 übernahmen die Engländer Grenada wieder. Es ging noch ein paar Mal hin und her, aber 1795 übernahmen die Briten endgültig die Insel. 1877 wurde Grenada der Status einer Kronkolonie verliehen und wurde 1974 endlich ein unabhängiger Staat und Mitglied des Commonwealth of Nations. Aber mit der Unabhängigkeit begannen die Probleme Grenadas erst so richtig. Der erste Premierminister Eric Gairy regierte sehr schnell diktatorisch und brutal dem eigenen Volk gegenüber. Daraufhin wurde er 1979 in einer unblutigen Revolution von der linken Bewegung New Jewel Movement abgesetzt. Mit Premierminister Maurice Bishop verschlechterten sich ab 1981 die Beziehungen zu den USA unter Ronald Reagan als Präsident. Das ging soweit, dass die USA einen Boykott gegen Grenada verhängte.
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Bishop hielt sich mit Zugeständnissen an die Bevölkerung im Amt, es gab jedoch keine Wahlen und schließlich wurde Bishop 1983 von Konkurrenten aus der eigenen Partei abgesetzt und vom Militär ermordet. Nun herrschte Angst und Gewalt in Grenada, daraufhin bat der Generalgouverneur von Grenada, seines Zeichens als Vertreter der Königin von England um Hilfe. Die USA ließen sich nicht lange bitten und befreite Grenada von der Regierung der NJM und deren Militär. Die Bevölkerung Grenadas ist bis heute glücklich über die Invasion der USA 1983. Wir haben auf unserer Tour mehrfach Parolen an den Häusern gesehen die den Dank an die USA zum Ausdruck brachten. Die USA hat gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie standen als Befreier gut da, auf der anderen Seite haben sie einen wichtigen Standort in der Karibik wieder unter Kontrolle gebracht und die politische Nähe Grenadas zu Kuba und dem Warschauer Pakt verhindert. Inzwischen sind wir wieder zurück an Bord der Mein Schiff 2 und ich habe noch ein paar schöne Panorama Fotos vom Deck auf die Stadt gemacht, die ich euch nicht vorenthalten möchte, genauso wie den perfekten Sonnenuntergang in der Karibik, den wir beim Auslaufen aus Grenada an der Außenalsterbar erleben durften.
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Zum Schluss noch ein Video unseres Grenada Tages
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