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Living Desert Tour  - Jagd auf die "Little 5"

Living Desert Tour  - Jagd auf die "Little 5"Heute steht ein ganz besonderes Highlight unseres Urlaubs auf dem Programm. Die Jagd auf die "Little 5". Viele werden fragen:  "Little Five"? Die meisten Touristen kommen doch nach Namibia um die "Big Five"" (Löwe, Leopard, Elefant, Büffel, Nashorn) zu sehen. Klar die wollen wir auch sehen, aber nicht hier in der Namib-Wüste, hier geht es um die "Little Five". Das sind ganz erstaunliche Wüstenbewohner, die sich genial an die schwierigen Lebensbedingungen angepasst haben.

Tommy von seinem Truck...

 

 

Natürlich kann man dazu nicht einfach in die Wüste marschieren und sich auf die Suche machen. In Swakopmund gibt es zwei bekannte Veranstalter, die sich auf solch Touren spezialisiert haben. Zum einen ist da Living Desert Adventures , zum anderen Tommy’s Tours and Safaris. Die Touren sind identisch, kein Wunder war Christopher Nel von Living Desert Adventures doch früher Teilhaber von Tommy's Tours and Safaris. Nach Meinungsverschiedenheiten haben die Beiden sich getrennt und sind heute Konkurrenten. Wir haben uns für das Original mit Tommy Collard entschieden und haben es nicht bereut. Aber wenn bei Tommy kein Platz mehr frei ist kann man bestimmt auch ohne Bedenken bei Chris buchen.
Militärkrankenwagen  von InnenWir hatten bereits von Deutschland aus per Mail gebucht und Tommy schrieb uns wir würden um 8:00 Uhr direkt an unserer Unterkunft in Swakopmund abgeholt. Pünktlich um 8:00 dröhnt ein Landrover 101 die Straße entlang. Das kann nur Tommy oder einer seiner Jungs sein. Genau so ist es.

Wüste Namib

 

 

 

 

 

 

Kurze Begrüßung und los geht es, wir müssen noch ein paar Tourteilnehmer abholen. Bezahlen sollen wir nach der Tour. Auch gut. Der Landrover 101 ist ein alter Militärkrankenwagen der Briten aus den 1970er Jahren. Wilde Kiste, die schon jetzt Lust auf die Allradfahrt durch die Dünen macht.
Tommys EinführungsgesprächWir verlassen die Stadt Richtung Süden und kommen nach wenigen Kilometern zum Eingangstor des Namib Naukluft Park. Hier treffen wir uns mit zwei weiteren Jeeps. Einen davon fährt Tommy selber. Tommy mahnt zur Eile und los geht es. Wir verlassen den Asphalt und durchqueren das ausgetrocknete Bett des Swakop-Flusses. Ein paar Dünen weiter stoppt Tommy, der den ersten Jeep fährt, und wir steigen aus. Die Autos werden auf die Tour durch die Dünen vorbereitet. Allrad ist bereits zugeschaltet, aber der Reifendruck muss noch abgesenkt werden.
Nachdem das erledigt ist ruft Tommy die Teilnehmer zusammen, begrüßt noch mal alle und stellt sich und seine Jungs kurz vor. Danach hält er in seiner unnachahmlichen Art eine Einführungsrede, die alle in seinen Bann zieht. Tommy versteht es selbst nüchterne Fakten humorvoll zu verpacken. Käfer Onymacris unguicularis - Mobile WasserflascheEr erklärt uns, dass die Namib neben der Atacama-Wüste in Südamerika weltweit die einzige Küstenwüste und mit 20 mm Niederschlag pro Jahr die trockenste Wüste der Welt ist. Die Namib-Wüste erstreckt sich von Angola aus über 2.000 Kilometer in das südliche Namibia. Insgesamt ist die Namib rund 95.000 Quadratkilometer groß. Wir haben uns ja bereits am Anfang unserer Rundreise mit dem Sossusvlei einen anderen Teil der Namib-Wüste angesehen.
Wir sind gespannt wie Tommy hier die "Little Five" aufspüren will, für uns ist der Dünengürtel an der Küste auf den ersten Blick unfruchtbar und leblos. Wie soll denn hier etwas überleben, wir haben doch eben erst gehört wir befinden uns in der trockensten Wüste der Welt. Aber Tommy wird uns schon zeigen, dass die Wüste lebt. Wie schon gesagt regnet es hier so gut wie nie, sämtliche Feuchtigkeit kommt über den Nebel in die Wüste. Der Nebel reicht bis zu 60km tief in die Wüste und schlägt sich an den Pflanzen nieder, diese wenigen Tropfen reichen aus, um eine faszinierende Nahrungskette aufzubauen.
Das erste Tier das uns Tommy zeigt ist der Käfer Onymacris unguicularis. Er gehört zu den rund 200 Arten von Tok-Tokkies oder Tenebrio Käfern die in Namibia zu Hause sind. Tommy stellt sie uns als „Mobile Wasserflaschen“ vor. Die kleinen Säufer nehmen bis zu 40% ihres Körpergewichts an Wasser auf und das ist gar nicht so einfach. Es gibt ja keine Pfützen aus denen sie trinken könnten. Die Onymacris unguicularis Käfer machen früh morgens auf den Dünen einen Kopfstand, der Nebel kondensiert auf dem Rücken des Käfers und das kondensierte Wasser läuft am Körper herunter zum Mund. Die nun gut gefüllte „Mobile Wasserflasche“ macht sich auf den Weg durch die Wüste, wo andere Bewohner der Namib schon auf ihre Ration Wasser warten, die sie dann zusammen mit dem Käfer aufnehmen. Die Käfer sind also ein wichtiger Bestandteil, damit die Nahrungskette funktionieren kann.
Eingang zur Höhle der Weißen DameWenige Meter weiter zeigt Tommy auf ein Loch im Sand: Hier wohnt die Tanzende Weiße Dame sagt er trocken. Die Tanzende Weiße Dame ist eine weiße Spinne, die ihren Bau am Gleithang einer Düne baut. Die Spinne baut einen senkrechten Tunnel den sie mit Seide verstärkt und den Zugang verschließt.

Tanzende Weiße Dame

 

 

 

 

Tommy gräbt mit den Händen seitlich des Tunnels und kündigt uns an, dass wir gleich sehen werden warum die Spinne Tanzende Weiße Dame heißt. Wenn sie sich bedroht fühlt, zappelt wie auf dem Foto zu sehen mit ihren Beinen herum. Bis zu vier Beine gleichzeitig kann sie in die Luft strecken. Das sieht richtig lustig aus und sie macht ihrem Namen alle Ehre. Break Dance ist nichts dagegen. :-)
Carparachne aureoflava Spinne Neben Tanzende Weiße Dame heißt sie auch noch "Rad schlagende Weiße Spinne" oder Carparachne aureoflava. Dieser Name beschreibt ihr Fluchtverhalten. Die nachtaktive Wüstenspinne jagt bei Dunkelheit Insekten auf den Gleithängen der Dünen. Wenn sie nun einen Feind, zum Beispiel einen Gecko entdeckt, rollt sie sich zu einem Ball zusammen und lässt sich mit einer Geschwindigkeit von 44 Umdrehungen pro Sekunde die Düne hinunter rollen. Diesen Affenzahn, ähnn Spinnenzahn kann keiner ihrer Feinde folgen. Dumm nur wenn unten ein weiterer Feind wartet, aber dann kann sie ja immer noch ihren Spinnentanz aufführen. Zum Abschluss zeigt uns Tommy noch die Giftzähne der Weißen Dame. Dazu nimmt er die Spinne auf den Griff eines Wanderstocks. Mutig beißt die Spinne zu und zeigt uns so ihre mächtigen roten Zähne. Ein Biss ist zwar schmerzhaft aber das Gift ist nicht gefährlich. Tommy setzt die Spinne wieder so zurück in den Sand, das sie ihren Bau schnell wieder reparieren kann.
Fitzsimons Burrowing SkinkAuf dem Weg zum Auto läuft uns noch ein schlangenartiges Tier, im wahrsten Sinne des Wortes, über den Weg. Tommy erklärt uns das es der Fitzsimons Burrowing Skink ist. Eine beinlose Echse, die nur wie eine Schlange aussieht und durch einen ganz glatten Körper im Prinzip durch den Sand schwimmen kann.

Holger mit dem Fitzsimons Burrowing Skink

 

 

 

 

Tommy drückt mir den Fitzsimons Burrowing Skink in die Hand. Der Skink fühlt sich wirklich sehr glatt an. Wie frisch eingewachst. Tatsächlich handelt es sich um einen Art Wachs, mit dem der Skink überzogen ist. Der Fitzsimons Burrowing Skink ist komplett Blind und jagt kleine Insekten indem er sie über Vibrationen im Sand wahrnimmt. Tommy setzt den Fitzsimons Burrowing Skink wieder auf den Boden und in wenigen Sekunden hat er sich eingegraben.

Fitzsimons Burrowing Skink

 

 

 

Tommys Little 5 Tour

 

 

 

 

 

Tommys Millitärkrankenwagen

 

 

 

Wir gehen zurück zu den Fahrzeugen und weiter geht es durch die Dünen, aber immer nur auf den vorgesehenen Wegen. Schutz der Dünen steht für Tommy ganz oben auf der Agenda. Anders als bei anderen Veranstaltern in Swakopmund. Viele donnern mit Geländewagen, Quad  und Motorrädern quer durch die Dünen. Dabei achtet keiner auf das zerbrechliche Umfeld der Little Five. Tommy sagt dazu: "Wer mit 60km/h durch die Dünen rast, der sieht nicht was darunter ist."
Das Auge der Schlange...Plötzlich stoppt Tommy seinen Landrover und springt raus als wenn die Karre brennen würde. Er läuft auf der Düne umher und geht zum Auto zurück. Seinem zufriedenen grinsen können wir entnehmen das er wieder fündig geworden ist. Tommy führt uns im Bogen um einen Bereich herum und sagt dann grinsend: "Seht ihr die Schlange?"

Peringuey-Otter wird sichtbar

 

 

 

 

Niemand sieht irgendetwas außer Sand. Tommy hat einen Laserpointer dabei und zeigt auf eine Stelle im Sand. Genau 1cm unter dem Punkt auf den er leuchtet soll eine Schlange zu sehen sein. Besser gesagt das Auge einer Schlange. Hmmm jetzt wo er es sagt sehe ich das Auge auch, aber ohne den Laserpointer hätte ich es nie gefunden. Es handelt sich um die Peringuey Otter oder Bitis Peringueyi, deren Augen sich nicht seitlich am Körper befinden sondern oben am Kopf hervorstehen.

Peringuey-Otter kommt aus dem SandDas ermöglicht der bis zu 30cm langen, zweitkleinsten Otter der Welt, sich in den Sand zu vergraben und trotzdem nach Beute Ausschau zu halten. Genial wie ich finde. Tommy holt die Schlange aus dem Sand. Jetzt sieht man auch die schwarze Schwanzspitze, mit der die Otter versucht Eidechsen anzulocken. Kaum setzt Tommy die Schlange wieder auf den Boden, gräbt sie sich in Windeseile wieder in den Sand ein. Wow das geht aber schnell. Die Peringuey-Otter gehört zu den Sidewinder Schlangen. Sie bewegt sich mit Seitwärtsbewegungen über den Sand und hält so ein großen Teil des Körpers vom heißen Sand entfernt. Die Peringuey-Otter ist giftig. Ihr Gift besteht aus einer Kombination von Nerven-und Gewebegift.
Wir fragen uns noch wie Tommy die Schlange während der Fahrt, aus dem Auto heraus gesehen haben will, da rennt er schon wieder los und es sieht so aus als wenn er schon wieder ein Mitglied der Little Five entdeckt hat. Unfassbar!
Peringuey Otter oder Bitis Peringueyi

Tommys Meute


Anchietas-WüsteneidechsenAuf die Frage wie er die Tiere denn entdeckt sagt er mit einem für ihn typischen grinsen: "Durch genaues lesen der Buschmann Zeitung." Damit meint er die Abdrücke, Spuren und Verwerfungen auf den Oberflächen der Dünenhänge. Hmm also ich sehe da nichts. Tommy schon, er kommt mit einer etwa 10cm langen Eidechse zurück. Die Anchietas-Wüsteneidechsen oder auch Meroles anchietae kommt ausschließlich in der Namib vor. Sie lebt am Gleithang der Dünen wo der Sand sehr weich ist. Hier kann sie sich mit ihren fingerartigen Füßen schnell in den Sand buddeln, wenn das notwendig ist.

Meroles anchietae Eidechse

 


Die Eidechse ist tagsüber auf Jagd nach kleinen Insekten. Sie muss also in der Lage sein über den heißen Sand zu laufen. Wenn es ihr zu heiß wird, hält sie abwechselt jeweils zwei Füße hoch und kühlt somit die Gesamtoberfläche des kleinen Körpers. Aber noch interessanter ist ihr Schnappreflex. Tommy hält seinen Finger hin und sofort beißt der kleine Kerl zu. Ist das denn die Möglichkeit? Auch als Ohrring steht er Nicole ganz gut. :-))

 

Der Schnappreflex der  Anchietas-Wüsteneidechse

 

 

 

 

 


Auch der Eidechse scheint Nicoles Ohr zu schmecken, er lässt gar nicht mehr los. Nicole sagt man spürt die Zähne zwar, aber sie tun nicht weh. Nun okay, aber das Ohr wird schon ganz rot.

Hey lass Nicoles Ohr dran :-))

 

Nach ein paar Streicheleinheiten kann Tommy die Anchietas-Wüsteneidechse aber doch überzeugen, dass sie in den Sand gehört. Nachdem Tommy die Eidechse abgesetzt hat, gräbt sie sich sehr schnell in den Sand ein.


Während alle noch fasziniert über Schlange und Eidechse nachdenken, grinst Tommy uns an und sagt seinen Lieblingsspruch: Lasst uns weiterfahren, ist langweilig hier. Ein schallendes Lachen geht durch die Reihen, denn natürlich ist es alles andere als langweilig.

Ein paar von den Litte Five fehlen noch, mal sehen ob wir die auch noch finden....

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